Kino - Picture (CD/2005)

07.06.2007 | Musik | Keine Kommentare

Neo-Prog, New Artrock, Rock, Pop - InsideOut Music/SPV

Dem ersten Blick auf die Kino-Besetzungsliste folgte unwillkürlich der Gedanke „Uff, schon wieder eine All-Star-Super-Group. Wer weiß, was das wird...". Falsch gedacht! Besser hätte es der Name KINO nicht treffen können, denn hier ist der Name Programm. Das ist ganz, ganz großes Kino – sozusagen „Der mit dem Wolf tanzt" für die Ohren. Was die All-Stars John Beck (It Bites), John Mitchell (Arena, The Urbane), Pete Trewavas (Marillion, Ex-Transatlantic) und der ex-Porcupine Tree-Drummer Chris Maitland hier als längerfristiges Projekt auf die Beine gestellt haben, ist das großartige Vorhaben, den Progrock einer breiteren Masse an Musikinteressierten zugänglich zu machen.

Auch wenn dieses Konzept oft genug nur haarscharf daran vorbei schrammt, viel zu tief in den Schmalztiegel des Mainstream-Pop und –Rock zu langen. Die stärkste Prägung widerfährt „Picture" eindeutig durch John Mitchell. Wie bei The Urbane überwiegt der Melodieanteil und treibender, griffiger Gitarrenrock in angenehmen, gefälligen Arrangements. Auch wenn das unterm Strich bedeutet, den Prog-Anteil zugunsten der melodiösen Eingängigkeit weit zurückzuschrauben und durch poppigere Elemente zu überlappen. Neben den sehr angenehmen Einflüssen und leichten Anleihen bei Supertramp, Asia, Queen - aber noch mehr und unüberhörbarer bei Yes und Genesis - sitzen leider auch klitzekleine Schnipsel von Toto und Chicago auf dem überraschend und manchmal leicht unangenehmen Sprung ins Genick.

Reinhören wird dringend empfohlen in: Den Opener ‚Losers Day Parade’, der in neun Minuten Länge einen hörenswerten Mix aus Beatles, Canterbury-Sound, fetten Riffs und Yes bietet. ‚People’, das den wunderbaren Prog alter Genesis, aber auch eine nette Prise Neoprog zum Vorschein bringt, die wunderbare Bombast-Ballade ‚All You See’, nach frühem Steve Hackett klingend und unvermittelt Assoziationen mit Barclay James Harvest zu ‚Hymn’-Zeiten weckend und ‚Holding On’, akustisch beginnend und sich dann zum Yes-Geschwader erhebend. Grandios!

Doch der wichtigste, einprägsamste und gewaltigste Track ist trotz, oder gerade wegen, des etwas schrägen und skurrilen Textes hochinteressant - ‚Swimming In Women’. Das verspielte Supertramp-Piano dominiert, wird prächtig ausgeschmückt mit Streichern und rockigen Riffs, Mitchells Stimme ist irgendwie schräg und doch unglaublich harmonisch. Die Repeat-Taste ist unvermeidlich!

Trotz wiederholter Neigung zum ausschweifenden Bombast, trotz der im Hintergrund reichlich enthaltenen Prog-Elemente, die jedoch oft genug zugunsten poppigerer Phasen untergebügelt werden, ist das hier ganz großes Kino – KINO für die Ohren. Das Suchtpotential steigt mit zunehmender Zahl an Durchläufen. Wäre wünschenswert, dass das Statement „Es handelt sich hierbei um eine Band mit Zukunftsvision", soll heißen es wird weitere Alben und hoffentlich auch Touren geben, nicht nur so dahingesagt wurde.

Tracklist:

01. Losers' Day Parade 9:04
02. Letting Go 5:26
03. Leave A Light On 6:17
04. Swimming in Women 5:23
05. People 6:07
06. All You See 5:08
07. Perfect Tense 4:16
08. Room For Two 3:44
09. Holding On 7:09
10. Picture 2:23
Gesamtspielzeit: 54:57 Min.

Line Up:

John Mitchell - Guitars, Lead & Backgrundvocals
John Beck - Keyboards, Backgroundvocals & Leadvocals on Swimming in Women
Pete Trewavas - Bass, Bass Pedals & Backgroundvocals
Chris Maitland - Drums, Backgroundvocals

Gastmusiker:

Melissa Carlton - Additional Vocals on Losers' Day Parade
Karl Middleton - Additional Vocals on Losers' Day Parade

Externe Links:

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