Paatos - Timeloss (CD/2004)
Retro-Prog, Postrock - InsideOut Music/SPV
Nach dem Erfolg des, von Porcupine Tree-Kopf Steve Wilson produzierten, Albums „Kallocain" gibt es für PAATOS-Fans rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest noch ein Zuckerl obendrauf. Nämlich in der weltweiten Auflage des, offiziell bislang nur in der schwedischen Heimat des Quintetts erhältlichen, Debütalbums „Timeloss". Die Reissue-Version enthält neben den fünf Originaltracks ein um vier auf 16 Seiten erweitertes Booklet, sowie ein Bonusvideo zum Titel „Hypnotique" als Quicktime-Datei.
Einige werden dieses prächtige Quintett bereits als Support-Act von The Gathering und ihrer wunderbaren, demnächst Mutterfreuden entgegensehenden, Frontfrau Anneke van Giersbergen auf ihrer Europatournee erlebt und für fantastisch erachtet haben. Die holde Weiblichkeit ist in der männerdominierten Prog- und Artrock-Szene in allen Bereichen absolut unterrepräsentiert (egal ob an Mikro und Instrumenten, unter den Schreiberlingen oder den Fans), weshalb besonders positiv herausragt, dass sich eine Band von ihrer emanzipierten Seite zeigt und eine Frau mit einer wunderbaren, klaren und verträumten Stimme an die vorderste Front entlässt. Ist wohl auch nur in einem aufgeklärten, aufgeschlossenen, emanzipierten und verhältnismäßig frei denkendem Land wie Schweden möglich.
Als Inspirationsquellen für ihren „Melancholic Post Rock", wie es PAATOS selbst umschreiben, geben die (Nor)Mannen um die verträumte Stimme Petronella Nettermalms unter anderem Björk und die Alt-Avantgardisten Can und King Crimson an, womit sie zweifellos recht getan haben. Auch Liebhaber von Sigur Ròs, Sylvan oder den ungarischen Art-Rockern von After Crying werden hier auf ihre Kosten kommen. Ihre Musik ist ein wilder, extravaganter Mix aus Folk, Jazz, Pop, Artrock, Weltmusik und einer Hommage an den klassischen Prog der 70er, der Songs hervorbringt wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten.
‚Hypnotique’ einerseits ist ein verträumter in höhere Sphären entschwindender Song, dessen wunderbare Melodie mit eindringlich gespielter, sanft streichelnder Querflöte zum mentalen Abheben einlädt, während andererseits der 12minütige Longtrack ‚Quits’ das klassische Beispiel für einen verhältnismäßig verspielt und nahezu Easy-Listening-mäßig beginnenden Prog-Song im Stile der good old 70ies ist, der sich beständig steigert um schlussendlich in einem wilden und verworrenen Stakkato aus Jazz- und Weltmusikelementen mit einer nervenaufreibenden, dominierenden Saxophon-Tirade zu enden.
40 Minuten ist keine lange Zeit und manches sicher noch ausbaufähig bzw. verschönerungswürdig, aber es reicht aus, um Geist und Seele in höhere Gefilde entschweben zu lassen, wo das reale Leben nicht so schwer wiegt und es weckt den Wunsch nach mehr. Deshalb labt euch auch an „Kallocain", den musikalischen Nachfolger dieses ansprechenden Debüts.
Tracklist:
01. Sensor 5:11
02. Hypnotique 8:32
03. Téa 5:45
04. They Are Beautiful 7:44
05. Quits 12:17
06. Hypnotique - Videoclip (Bonus Track auf dem Inside/Out Release)
Gesamtspielzeit (ohne Video): 39:29 Min.
Line Up:
Petronella Nettermalm - Gesang, Cello
Huxflux Nettermalm - Schlagzeug
Johan Wallén - Keyboards
Reine Fiske - Gitarre
Stefan Dimle - Bass
Gastmusiker:
David Wilczewski - Flöte bei 'Hypnotique' , Klarinette und Bassklarinette bei 'They Are Beautiful'
Jonas Wall - Saxophon bei 'Quits'
Micke Sörensen - Trompete bei 'Quits'
Per Kristensson - Posaune bei 'Quits'
Externe Links:
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