Pure Reason Revolution – The Dark Third (CD/2007)

31.03.2007 | Musik | Keine Kommentare

Progressive Rock, Psychedelic Rock, Artrock - InsideOut Music

Pure Reason Revolution – The Dark ThirdMan soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben, ABER hier dreht sich mit „The Dark Third" gerade ein sehr ernsthafter Anwärter auf die Platte des Jahres im wahrsten Sinne des Wortes einen Wolf. Wenn es eine Band wie PURE REASON REVOLITON nicht schafft, dann läuft so ziemlich alles verkehrt was im Music-Biz verkehrt laufen kann. Mit ihrer genreübergreifenden Musik sprechen die Londoner ein breites Publikum an ohne sich irgendwelcher mainstream-technischer Plattitüden zu bedienen – sie SIND einfach sie selbst!

Vergleiche zu ziehen fällt immer schwer. Besonders wenn eine Band einfach stilistische Grenzen ausser Kraft setzt und sich so vehement jeglicher Schubladisierung entzieht, wie es die Briten tun. Psychedelische und progressive Elemente vermischen sich leichtfüssig mit brit-poppigen Melodien, kleinen Trip Hop- und Elektronic-Parts und girtarrenlastigem Alternative- und Indie-Rock. Namen wie Muse, Radiohead, Massive Attack, Hypnos 69, Pink Floyd und Porcupine Tree drängen sich wie selbstverständlich auf. Vor allem Letztere. Für einen Porcupine Tree-Fan ist es geradezu ein „MUSS" auch diese Band zu kennen.

Aber auch Hawkwind und neuere Fleetwod Mac huschen hin und wieder flüchtig durch die Gehirnwindungen. Der Zusammenhang mit Fleetwod Mac resultiert jedoch hauptsächlich in meiner Erinnerung an den Gesang von Stevie Nicks. Doch all diese Namen dienen bestenfalls einer ungefähren Orientierung. Denn abgekupfert ist hier rein gar nichts! Okay, der Opener ‚Aeropause’ erinnert in den ersten Takten mit der Steel-Guitar und den rhythmischen Maschinen-simulierenden Bass-Lines ein wenig an Pink Floyds ‚Welcome To The Machine’. Weitere Zuordnungen gelingen wenig bis gar nicht. Also sehen wir bis auf weiteres davon ab.

Mächtigstes Instrument von PURE REASON REVOLUTION sind die Stimmen von Chloe Alper, Jon Courtney und Jamie Wilcox, die wunderbare fantastische und wohlklingende, scheinbar sehr zerbrechliche Gesangslinien von ganz besonderer Intensität, Komplexität und voll von mächtigem Zauber schaffen. Dabei handelt es sich nicht nur um Gesang im Sinne von „mit Worten sprechen", sondern auch um die besondere Gabe, die Stimme als weiteres Instrument einzusetzen. Mit diesem oftmals mehr im Bereich der Weltmusik verwendeten Stil Bilder und Stimmungen zu malen.

Wer nur einen Funken Gefühl im Leib hat, kann sich der Vereinnahmung durch Songs wie ‚Goshen’s Remains’ nicht entziehen. ‚The Bright Ambassadors Of Morning’ weist mehr elektronische Samples auf und erinnert damit ein klein wenig an Massive Attack. Zudem kommt hier wieder die Stimme als vielschichtiges Instrument zum Einsatz, ergänzt von Streicherarrangements. Der einzige „echte" Longtrack auf „The Dark Third" ist ein echtes Highlight, ein genüsslicher Querschnitt durch alle Elemente des Albums. Und ganz zum Schluss wird auch noch ordentlich gerockt – in Verbindung mit den fragilen und verschachtelten Gesangslinien eine ausgemachte Rarität.

Das rhythmische ‚Bullits Dominae’ ist mit seinen dezenten Keyboardarrangements, Streichern, gleichförmigen Basslines und der psychedelischen Grundstimmung das perfekte Bindeglied zwischen der musikalischen Aufbruchsstimmung und dem Optimismus der 70-er und der nicht ganz so unbeschwerten Gegenwart des 21. Jahrhunderts. Das Album schließt mit einem sogenannten „Hidden Track" – mit ‚Asleep In Eider’. Nett, aber eher was für Geduldige und ein kleiner Schwachpunkt nach einem so starken Album.

Fazit: Das Konzeptalbum über die „Phänomene Schlaf und Traum" ist rundum stimmig und ausgezeichnet gelungen, „richtige" Ecken wie im Prog-Bereich an sich üblich gibt es nicht wirklich. Musikalisch wird ein weites Feld bearbeitet, das verschiedenste Gefühle, Gedanken und Geschmäcker anspricht und eigentlich für jeden Musikliebhaber genügend Interessantes bietet. Rebellion gelungen!

„The Dark Third" erscheint bei InsideOut Music in einer von den bereits vorliegende US- und UK-Ausgaben abweichenden Version – mit modifiziertem Artwork und Booklet sowie einer fünf Tracks umfassenden Bonus-CD. Zwei dieser Stücke sind bislang unveröffentlich, einer (‚In Aurelias’ stammt von der EP „Cautionary Tales For The Brave"), zwei weitere (‚The Exact Colour’ und ‚The Twyncyn/Trembling Windows’) von der UK-Version des Albums.

Tracklist:

Disc 1
01. Aeropause 5.07
02. Goshen's Remains 5.45
03. Apprentice Of The Universe 4.17
04. The Bright Ambassadors Of Morning 11.57
05. Nimos & Tambos 3.45
006. Voices In Winter / In The Realms Of The Divine 6.35
07. Bullits Dominae 5.23
08. Arrival / The Intention Craft 8.54
09. He Tried To Show Them Magic / Ambassadors Return (Hidden Track) 13.16
Gesamtlaufzeit 64:59

Disc 2:
01. In aurelia
02. Borgens vor
03. The exact colour
04. The twyncyn/Trembling willows
05. Golden clothes

Line Up:

Chloe Alper - Vocals, Bass,
Andrew Courtney - Drums, Percussion
John Courtney - Vocals, Guitars, Programming, Keyboards, Bass
Jamie Wilcox - Guitars, Vocals

Externe Links:

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