Jörg Hegemann & Peter Reber - Traunstein - Nuts - 25.10.2007

26.10.2007 | Kulturelles | Keine Kommentare

Boogie Woogie für vier Hände

Jörg Hegemann und Peter Reber

Boogie Woogie für vier Hände auf zwei Pianos und vom allerfeinsten und jeweils mehr als zwei Stunden lang gab es an zwei gut besuchten Abenden im NUTS. Auf mehrfachen Wunsch war im hinteren Teil des Saales die Bestuhlung entfernt worden um einigen eifrigen Tänzern ausreichend Platz zu schaffen.

Albert Ammons und Pete Johnson haben es in den 30er Jahren vorgemacht, Jörg Hegemann und Peter Reber führen seit Jahren diese Tradition fort. Mal spielt Hegemann eigene Kompositionen, mal interpretiert er Stücke seines Idols Albert Ammons, von der er sogar stolz einige exklusive Bilder sein eigen nennt. Dann gibt Peter Reber einige Interpretationen seines Vorbildes Pete Johnson zu besten und setzt noch einen drauf, indem er ‚Honky Tonk Train Blues’ von Meade Lux Lewis spielt, der seinerzeit zusammen mit Ammons und Johnson auch als Boogie Woogie Trio unterwegs war. Doch die Krönung für viele Fans ist es immer dann, wenn beide gleichzeitig auf zwei Pianos spielen.

Tempo ist das Schlagwort des Abends. Auch wenn es manchmal bluesmässig getragen dahinplätschert ist in der Hauptsache der temporeiche Boogie Woogie gefragt und die flinken und geschickten Finger der beiden Pianisten sausen so blitzschnell und gekonnt über die Tasten, dass einem beim zusehen fast schwindlig werden könnte – ein Hochgenuß!

Dazwischen erzählen die beiden sympathischen Künstler ein wenig über ihre musikalischen Vorbilder und geben heitere Anekdoten zum Besten. Wie zum Beispiel Peter Reber grinsend erzählt, ein kleiner Piranha aus dem Aquarium seines Sohnes habe ihn in den Zeigefinger gebissen, weswegen er heute „nicht ganz so voll in die Tasten hauen könne" – mitnichten. Während des Spiels scheint er das regelmäßig zu vergessen. Dazu passt dann auch dass sich der Klavierstuhl von Jörg Hegemann bereits im ersten Teil des Konzertes entschlossen hatte, sich langsam aber sicher in seine Einzelbauteile zurückzuverwandeln. Unter großen Beifallsstürmen löste Hegemann das vermeintliche Problem ganz locker und souverän, indem er mal auf unsichtbarem Hocker spielte, mit Reber vierhändig an einem Klavier auf einem gemeinsamen Stuhl oder der etwas größere Reber vor dem Piano in die Knie ging.

Angesichts von soviel Humor, Souveränität und natürlich Talent und viel Liebe zur Musik und zum Spiel ist es nicht verwunderlich dass die Beliebtheit und Bekanntheit des sympathischen Pianistenduos stetig wächst. Das nächste Double steht bereits fest.