Galerie im historischen Gut Baumburg

30.06.2007 | Reportagen | Keine Kommentare

Die neue Attraktion für alle Kunstliebhaber

Die „Kesslfliga", das sind Bettina Wagner und Jochen Nistler aus Vachendorf. Und kennen tut man sie zumeist wegen ihrer „vareckten" bayerischen Lieder, die sie immer singen. Dabei ist es ganz gleich ob es nun alte Volkslieder sind, oder Räuber- und Wildererg’schichtn, selbstberfasste Gedichte oder freches, augenzwinkerndes bayerisches Musikkabarett. Man denke nur an die Bilder-Mitsing-Geschichte vom „Hang-Elefant".

Genau – und damit hamma auch schon die Überleitung von gemalten Elefantenlied zu den „echten" Gemälden und Kunstwerken die der Jochen und die Bettina nämlich auch noch anfertigen. Seit Jahren fertigen die Beiden moderne Bilder aus Acrylfarben, bearbeitet mit Bitumen, Holz, Leder und anderen Rohstoffen. Während Bettina Wagner für ihr Selbstbildnis mehr die warmen und lebendigen Ocker- und Brauntöne vorzieht, arbeitet Jochen Nistler lieber mit kühlen Farben, stilisiert saftige Wiesen unter einem sattblauen Himmel. Auch mit Holz und Metall arbeiten sie sehr gerne und sehr kreativ. Da ist zum Beispiel der „Prometheus", ein ausgehöhlter und glänzend polierter Korpus aus Kirschbaumholz, der mit den Gliedmassen an einen angedeuteten Felsen geschmiedet ist. Ganz wie die Sage es erzählt.

Der Götterbote Hermes steht auf leicht wackligen Schwemmholzbeinen, ist aber sonst ein wirklich edler und filigraner Geselle aus Eibenholz und Metall geworden. Den Kesslfliggan ist es ein Anliegen immer auch altes und neues zu verbinden. Denn eins kann nur aus dem anderen entstehen. Dafür steht die „Fusion". Eine Skulptur aus High-Tech-Aluminiumringen, die auf einem Sockel aus wurmzerfressenen, aber noch immer sehr stabilen Abbruchholz schwerelos dahin gleiten wie die Planeten im Weltall.

Der Dritte im Bunde ist der Unterwössener Künstler Walter Messerer, der farbenfrohe Skulpturen und Bilder aus Holz, Metall und Kunstharz gestaltet. Er hatte dasselbe Problem wie die Kesslfligga: Zuwenig geeigneten Platz für all die schönen, lebendigen und exquisiten Kunstwerke. Da führte eine Fügung des Schicksals die Künstler mit der Familie Dietl von der Brauerei Baumburg zusammen.

Im Zuge der Säkularisation wurde 1803 auch das Kloster aufgelöst und verkauft. Seit 1850 sind Brauerei und Klostergut im Besitz der Dietlschen Vorfahren. 1968 wurde schweren Herzens die Landwirtschaft eingestellt und seitdem standen die riesigen Gebäude leer oder wurden teilweise als Lagerräume genutzt. Das Gut ist denkmalgeschützt, der Unterhalt verschlänge Unsummen und die Zeichen des Verfalls beginnen allmählich zu keimen.

Doch als Jochen Nistler zum ersten Mal das Gewölbe betritt ist er sich auf den ersten Blick sicher, dass der ehemalige Stall mit seinem Säulengewölbe der ideale Raum für eine Galerie sei. „Da hat’s ausgeschaut, ganz furchtbar" erzählt er grinsend. „Der Putz ist abgeblättert und der Dreck von Jahrzehnten der Milchviehhaltung war an der Wand eingetrocknet. Und zwischen den noch immer vorhandenen Futtertrögen und Tränken standen bis unter die Decke Tische und anderes Zeug herum. Aber ich wusste sofort: DAS ist es!"

Besitzer Ludwig Dietl und auch der Brauereichef Dominik Tapper zeigten sich ausgeschlossen und waren rasch begeistert und erfreut von der Aussicht, dass sich in dem historischen Gut wieder „etwas rühren" würde. Dietl stellte unkompliziert seine Betriebshandwerker zur Verfügung, die mauerten, verputzten, neue Elektroinstallationen anbrachten und und und. Auch die drei Künstler langten kräftig mit zu. „Radelten" den Beton für den neuen Boden in der Schubkarre hinein, weisselten die Wände, strichen die neuen Fenster und und und. Jeder leistete einen Beitrag und mit vereinten Kräften gelang es aus dem ehemals schäbigen und schmutzigen Kuhstall eine neue Attraktion in Baumburg zu schaffen.

Etwas mehr als ein Drittel der ehemaligen Stallfläche wurde für die Galerie abgetrennt, die nun so knapp 200 Quadratmeter misst. Zu beiden Seiten des Mittelgewölbes stehen leicht erhöht die Werke der drei Künstler. Optimal dargestellt und mit geschickten Lichteffekten warm und verführerisch ausgeleuchtet laden die Skulpturen, Bilder und Kollagen zum ausführlichen Rundgang ein. Übrigens haben die Künste der Gegenwart derzeit Besuch aus der Vergangenheit. Irgendwo in den Tiefen der klösterlichen Lagerräume kamen sechs jahrhundertealte, sehr exakt und filigran gearbeitete Holzfiguren zum Vorschein, die ihre Zeit bis zur Restauration als „Gäste" in der Galerie verbringen. Ihr Identität scheint nicht ganz klar zu sein. Sicher aber ist, dass sie einst über dem klösterlichen Eingang die Besucher willkommen hiessen.

Mit der Stiftskirche und den dazugehörigen, renovierten Räumlichkeiten, der Brauerei und dem Brauereigasthof, sowie dem neu erwachten Leben im historischen Gut hat sich das ehemalige Kloster Baumburg zu einem attraktiven Anziehungspunkt entwickelt. Sowohl Ludwig Dielt, als auch die drei Künstler Bettina Wagner, Jochen Nistler und Walter Messerer sehen noch großes Potential und haben zahlreiche Pläne und Ideen für eine Weiterentwicklung der schönen Künste in den historischen Gemäuern. Weitere Galerien und Veranstaltungsräume könnten das zum Bespiel sein. Auch der geschützte Innenhof eignet sich gut zur Nutzung. Die Galerie ist jeden Sonntag von 16 bis 18 Uhr geöffnet.