Sepp Hager & Freunde - Chieming - Festzelt - 05.07.2008

05.07.2008 | Kulturelles | Sepp Hager & Freunde - Chieming, Festzelt | Keine Kommentare

Wenn beim Petrus der Haussegen schief hängt...

Sepp Hager präsentiert sein Programm „Hundswetter miserabligs"

Der Kabarettist Sepp Hager aus Unterneukirchen ist ein richtiges Glückskind! Der hat so viele Freunde, dass man sie kaum noch zählen kann. Die mit ihm auf der Bühne stehen schon – des san genau zehne. Aber die drunten im Publikum – des san Tausende! Und pro Abend Hunderte, wie auch im Chieminger Festzelt, wo sie das absolute Highlight der Festwoche des TSV Chieming markierten und wiederum hunderte alte und neue Fans begeisterten mit ihren „Rund-umadum-Wetterg’schichtn". Ausserdem ist „Hundwetter miserabliges" das sechste Programm der Truppe, die sich im 13. Jahr ihres Bestehens über schier nicht zu bewältigende Anfragen freuen können.

Bei seinen „Freunden" san a paar Leut dabei, denen nicht nur die Schauspielerei in die Wiege gelegt wurde, sondern die auch noch singen können wie die Zeiserl. Sepp Hager, der seine Programme selbst schreibt, glänzt oft mit skurrilen Gags, die selbst den hartgesottensten Kabarettfans nicht im Traum einfallen würden, die aber freilich Lachtränen, Bauchmuskelkrämpfe und Gelächter und Beifallsstürme hervorrufen, die weit jenseits der zulässigen Lärm-Emissions-Schutzgrenze angesiedelt sind.

Im Himmel hängt der Haussegen schief. Oder besser: im Wetteramt. Denn der Petrus hat einen Computer bekommen. Und wie halt manche Leute entweder vom Altersstarrsinn geplagt werden oder meinen „a so a Blech-Depp" sei „ganz einfach" zu bedienen, weigert sich auch unser Wetter-Designer beharrlich einen Computer-Kurs zu belegen. Weil er es aber leid ist immer nur „Tiefs" zu erzeugen möchte er seinen Menschlein drunt auf Erden die Freude eines Zwischenhochs bescheren. Des schaut dann so aus: „Wia war des gleich wieder? Irgendwas mit ‚schdring’ und ‚alt’ einfügen...." Naja, ganz hat’s net funktioniert – aus dem Hoch ist ein sauberes Gewitter geworden. Auch unser Wetterprophet ist nur ein Mensch....

Petrus’ erneutes Versagen ruft eine erboste Schutzengelin auf den Plan, die ihm wutschnaubend einen Sack voll Beschwerdebriefe vor die Füße schmeisst und ihn erzürnt fragt ob er denn meine, dass „sie" (die Menschen da unten) Lust hätten auf der Akropolis einen Schilift zu bauen und die Amis sauer seien, weil er ihnen einen Hurrikan nach dem anderen schicke und sie endlich einmal wieder durchschnaufen wollten. Ein Wort gibt das andere bis der entnervte und nicht kritikfähige „Computer-Wetter-Stümper" die Dame eine „Rotzengelin" heisst. Das wiederum ist jetzt dem lieben Gott zuviel und wie es auch im richtigen Leben zugeht wird der „Versager" zum himmlischen Wetterdirektor befördert und die Erzengelin wird nach dem erfolgreichen Abschluß des PC-Kurses die Wetter-Koordinatoren-Eingeberin.....

Regen entsteht durch das Zusammentreffen von Hochdruckgebieten mit Kaltluftfronten und feuchten Luftmassen mit einem Wochenende. Tolle Erklärung. Wie so was genau ausschaut erklärt Meteorologe S. Hager im „Wetterbericht mit Übersetzung für Gehörlose". Da kann sich dann jeder bestens vorstellen was „schöne Aussichten", „Tiefausläufer" eine „lange Dürre" bedeuten mögen. Auch die Urlaubswetterprognose für Hawaii, Athen und Peking zeigt dem erholungswilligen Zuschauer exakt was ihn erwarten wird: Reis, Ouzo und intensive Neubekanntschaften.

Und der Sepp, der is alloa in Urlaub gefahren - in den Süden, ich glaub sogar nach Griechenland oder nach Mallorca. Auf jeden Fall wollte der wortkarge Bayer da nix anderes als sein Bier - und seine Ruh! Die währte aber net lange, als herannahende Möchtegernsportler ihn als Landsmann identifizierten. Der Radl-Wolfgang schilderte in breitestem, schier völlig unverständlichem Sächsisch seine Erlebnisse als "Biker" und auch der Minisnob Adi wurde nicht müde mit seinem "Händikäp" zu prahlen - und des alles ohne Rücksicht auf des strapazierte Nervenköstum des um seine selbstgewählte Einsamkeit gebrachten Bayern: "I hob zwoa Händikäps - oans links - und oans rechts!" grantelt der vor sich hin.

Für die originellen und äußerst gelungenen Gesangseinlagen dürfen meist bekannte Stücke wie der vielzitierte „Lemon Tree" und "So a saudumma Dog" herhalten. Die „Drei Eisheiligen" Pankraz, Servaz und der Bonifaz präsentieren sich als „platterte" (glatzköpfige) Gespenster, die grad noch a weisses Haarkranzerl ziert. Das Trio inklusive ihrer Busendfreundin, der Kalten Sophie (Bonifaz über sie: de oid Matz), entpuppen sich als Leute-Fopper und Tratzer, die sich nach scheinheilig warmen Frühlingsstunden nächtens mit eisigkalten Fingern über Blumen und Pflanzen von Gärtnern und Bauern hermachen und ihnen das kleine Lebenslichtlein ausblasen. Getreu dem Motto: „Uns kimmt koa Bleame aus!"

Und die Unterneukirchener schielen immer etwas eifersüchtig zu ihren Marktler Nachbarn hinüber, weil sie doch auch so gerne ihren Anteil vom Papst-Vermarktungs-Kuchen hätten. Mit einer alten Eiche haben sie nun nach krampfhafter Suche endlich auch ihr Papst-(Vermarktungs)Denkmal gefunden. Unter dieser soll weiland zu tiefnächtlicher Stunde der örtliche Dorfgendarmeriemeister und Papst-Papa „eine kleine Pause für dringende Bedürfnisse" eingelegt haben. Beobachtet von einer Jungmagd, die sich just hinter diesem Baum mit einem reschen Knecht die warmen Nachtstunden versüßte.

Dazwischen lernen wir noch einiges über die Tücken von Schlechtwetter-Alternativprogrammen wie Pärchen-Video-Abende und Gruppenspieleabende, bei denen es nicht nur zur Diskussionen über die Programmgestaltung kommen kann, sondern auch die beständige geistige Überlegenheit der Ehe- und Lebensgefährtinnen, sowie eine teilweise mangelhafte Verpflegung (da gab’s ausschließlich Salzstangerl) die hitzigeren Temperamente beschäftigen. Die mannhafte Erkenntnis: „Do warad a Sicherheitswurschtsemmel angebracht gewesen!"

Auch die Stammtischgespräche der promillebewährten Bierdimpfl werden hinreichend mit Argusaugen und Handspiegel unter die Lupe genommen. Da erfahren wird dann, dass so sinnfreie Erkenntnisse wie dass die Gipfelkreuze bei „dem" Sommer eine Hochwasserversicherung bräuchten keine Seltenheit sind. Und: „Früher hamma de Hühner im Sommer Eiswürfel zum Fressen gegeben weil’s sonst kochte Eier g’legt hätten!"

Dann gibt’s da noch des Wetterhäusl-Pärchen: Sie - de schwarzhaarige Versuchung im Super-Mini-Dirndl und am betörenden Lächeln wia da angekündigte Sonnenschein. Er – der oide Grantler, üppig bestückt mit Vollbart und Hut, aber so schlecht aufgelegt wie drei Wochen Dauerregen. Oh mei, und der knackige Wetterzauberer und sein ungeschickter und halbblinder, weil mit der falschen Brillenstärke geplagter Assistent haben auch ihre liebe Not, weil sie ausser weissen Hasen und Wetterfröschen, die wegen gebrochener Haxen kletterunfähig sind und deswegen ewig auf der Tiefdrucksprosse herumhocken, auch nicht viel z’sambringen. Und des obwohl der "varreckte Hund" von Assistent so freigiebig mit seinem Zaubersalzstreuer herumwedelt.

Aber schau ma doch lieber noch mal hinauf ins himmlische Wetteramt. Dort schlendert der Top-Manager Petrus mit cooler Sonnenbrille auf der Nase und dem gefüllten Bleikristallrotweinglas der Hand lässig grinsend auf und ab und diktiert der Schutzengelin das Wetter ins (Sch)Lepptop. Die ist aber eine ganz eine Liebe und schreibt noch an Zusatz in das himmlische Wetterprogramm: Leichte Bewölkung für stark übergewichtiges Himmelspersonal (ihren Schääf). So hat die junge Dame ihre Berufung gefunden, der alte Zausel hat den ganzen Tag Zeit zum „Frohlocken" und wir da herunten ham endlich amal wieder a anständiges Wetter!

Der anhaltenden Begeisterungsstürme wegen geriet die Zugabenrunde zu einem ausgiebigen „Best-of" aus vorangegangenen Programmen und die Hager-Freunde und ihren Meister wollten die Leut gar nimmer gehen lassen. Zitieren wir mal auf „deftig-bairisch": „Da kanntast dir doch glatt die Wadl anbiesln!"

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