Der ganz normale Wahnsinn - Folgen 1 - 12 (3DVD/2008)

01.07.2008 | Filme | 1 Kommentar

Deutsche TV-Satire - SonyBMG

„Woran liegt es, dass der Einzelne sich nicht wohlfühlt, obwohl es uns allen doch so gut geht?" Das ist DIE essentielle Frage, die den leicht chaotischen Journalisten Maximilian Glanz (Towje Kleiner) umtreibt. In dem lange Zeit fruchtlosen Bemühen daraus ein Buch zu machen nervt er Bekannte und Unbekannte, die ihm auf seinen Wegen durch die Stadt mehr oder weniger zufällig begegnen. Aus heutiger Sicht hat sich Helmut Dietl mit dieser Serie unsterblich gemacht. Die Serie lief international auf und ab. In Österreich erreichte sie sogar Kultstatus.

Selbst wenn der Baby Schimmerlos (Franz-Xaver Kroetz in Kir Royal) einen Schlag hat, wie man bei uns in Bayern so schön sagt und der „Monaco Franze" ein nichtsnutziger Stenz ist wie man ihn erst suchen muss, können diese beiden der äußerst skurrilen, aber grandios ausgearbeiteten Figur des Maximilian Glanz nicht das Wasser reichen. Außer - man mag es ein ganz klein weniger unverständlich und abgefahren, denn erholsam war die Bildlektüre des M. Glanz auf der Mattscheibe nicht immer.

Einzig der ewige Looser Tscharlie Häusler mit seinem Ritt nach Sacramento aus den „Münchner G’schichten" könnte da „echte" Konkurrenz sein. Da hat der Tojwe Kleiner übrigens auch schon in einer kleineren Rolle mitgespielt. Achja – und am Drehbuch hat damals ein gewisser Patrick Süskind mitgearbeitet. Sie wissen schon – der mit „Das Parfüm". Da hatten sich mit Dietl und Süskind zwei verwandte Geister mit Vorliebe und klarem Blick auf das Unkonventionelle getroffen.

Rückblende – 1979: Ein Einödhof in Sichtweite der österreichischen Grenze. Bevorzugtes Fernsehprogramm: ORF 1. Warum? Nun, in den grenznahen Gebieten war das irgendwie Usus. Und überhaupt waren es gerade die Österreicher, die es damals ausgezeichnet verstanden ein Vorabendprogramm zu konzipieren, das sowohl für Kinder, Jugendliche und am Ende die Erwachsenen (in dieser zeitlichen Reihenfolge) in seiner chronologischen Abfolge und Ausarbeitung kompatibel war. Man bedenke: Das waren noch graue Zeiten, in denen das TV-Programm gegen 16 Uhr startete, wo zur Geisterstunde Zapfenstreich angesagt war und die hübschen schwarz-weißen Pünktchen ihre Tanzstunde eröffneten. Fernsehen wurde damals noch zelebriert (oft von der ganzen Familie) und nicht so wahllos und unkonzentriert in oft minderer Qualität konsumiert wie in der Gegenwart.

Und so kam ich im zarten Teenageralter in den unverhofften Genuss der Konfrontation mit einem verkannten Genie auf der Mattscheibe, das durchgeknallter und realitätsferner kaum sein konnte. Zumindest schien mir das damals so. Heute, mit etwas mehr Lebenserfahrung und um zahllose Begegnungen mit Menschen aller Couleur reicher, verwischt sich die Schwarz-Weiss-Seherei natürlich vollkommen. Maximilian Glanz und Woody Allen gibt es auch im Alltag – „Der ganz normale Wahnsinn" lauert an jeder Straßenecke.

Der französische Psychiater und Schriftsteller François Lelord hat ein interessantes Buch verfasst: „Der ganz normale Wahnsinn – Vom Umgang mit schwierigen Menschen". Maximilian Glanz weiss davon natürlich nichts, aber genauso Einer ist er. Träumt davon ein Bestsellerautor zu werden, schlägt sich auf diesem steinigen Weg als Kummerkastentante „Frau Herta" bei der Regenbogenjournaille durch und verliert angesichts seiner chronischen Lebensuntüchtigkeit seine Frau. Ausgerechnet auf dem Weg zum rechtmäßigen Scheidungsurteil begegnet er Gloria Schimpf (Mo Schwarz): Nicht weniger chaotisch und lebensuntüchtig als er, kracht ihm die ebenfalls frisch Geschiedene mal schnell ins Auto – oder war’s umgekehrt? Egal, das Schicksal nimmt seinen Lauf. Die beiden verlieben sich, ziehen Knall auf Fall zusammen, streiten und trennen sich mit schöner und leidenschaftlicher Regelmäßigkeit. Immer bereit als deregulierende und destruktive Berater in die Beziehungsfallen einzugreifen sind die Busenfreunde von Maximilian, Lino (Helmut Fischer) und Aline (Barbara Valentin), Vertraute Glorias. Beide glühende Verfechter der freien Liebe. Teils aus Überzeugung, teils mangels geeigneter Partner, teil aus Anarchie und Neid. Doch auch den schlimmsten Casanova erwischt es einmal – und den Lino ganz besonders.

Zu diesen ständigen emotionalen Berg- und Talfahrten kommt dann noch die Berufliche. Was immer „der Glanz" auch anfasst – man kann sicher sein, dass er es entweder verkehrt macht – oder zumindest völlig anders reagiert als der gemeine Bürger. Konträr und unberechenbar wie Woody Allen im „Stadtneurotiker". Als es Maximilian endlich gelingt mit einem Theaterstück einen intellektuellen und finanziellen Erfolg zu erzielen, reagiert er nicht rational und kümmert sich um finanzielle Sicherheit, sondern es zerrinnt ihm das Geld sogleich mit Lichtgeschwindigkeit zwischen den Künstlerfingern und das Paar steht nicht zum ersten Mal auf der Strasse.....

„Der ganz normale Wahnsinn" – eine höchste turbulente, superschrille, vergnügliche und absolut nicht ernst zu nehmende Milieustudie vom Allerfeinsten. Diese zwölf Folgen haben nicht nur Helmut Dietl zum Kultregisseur gemacht, sondern auch Schauspielern wie Helmut Fischer, Towje Kleiner, Barbara Valentin, Ilse Neubauer, Christine Kaufmann und Monika Baumgartner zum Durchbruch verholfen.

Werden Sie ruhig mal wieder so richtig nostalgisch, nehmen Sie nichts ernst oder gar persönlich und tauchen Sie ein in die skurrile Welt des seriösen und unseriösen Journalismus einer fantasiereichen Produktion. Begegnen Sie alten Bekannten und amüsieren Sie sich mit außerdem dem Bio- und Bild-Bonusmaterial.

Darsteller:

Towje Kleiner - Maximilian Glanz
Mo Schwarz - Gloria Schmimpf
Barbara Valentin - Aline
Helmut Fischer - Lino Gailing

In weiteren Rollen: Ilse Neubauer, Christine Kaufmann, Karl Lieffen, Alexander und Monika Baumgartner

Ausstattung:

Format: 3 x DVD Video (DVD 9)
Ton: Dolby Digital 2.0 (Mono)
Bild: 1,33:1
FSK: ab 12 Jahren
Gesamtlaufzeit: ca. 588 Min. ( 12 Folgen à ca. 49 Min.)
Regionalcode: 2

Facts:

Titel: "Der ganz normale Wahnsinn" (Folge 1-12)
Genre:TV-Serie/Satire
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 1979
Label: Pixis
Vertrieb: SONY BMG

Externe Links:

Vertrieb: Pixis
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