Herbert Friesenecker & Matilde Voglreiter - Traunstein Studio 16 - 10.09.2007

10.09.2007 | Kulturelles | Herbert Friesenecker & Matilde Voglreiter - Bass und Besser | Keine Kommentare

Wenn der Bass den Text bestimmt...

... muss es nicht immer brummen

Wenn Herbert Friesenecker und Mathilde Voglreiter mit ihrem Programm „Bass & Besser" loslegen weiß man vorher nie was und wie es kommt, denn das entscheiden die beiden spontan. Ob lustig, krachert oder eher nachdenklich – jeder Abend wird anders – und jeder Abend entwickelt seine eigene Dynamik, basierend auf Improvisation und an die vorherrschende Stimmung angepasst. Mal leitet das Publikum, mal die Künstler.

Matilde Voglreiter kommt aus dem schwäbischen Paartal, schreibt und spricht viel in Mundart, in der sich der leicht schwäbische Einschlag mit dem Bayerischen und Oberbayerischen vermischt. Sie ist nicht nur Autorin und Dichterin, sie ist auch eine erfolgreiche Yogalehrerin. Mit dem Musiker und Künstler Herbert Friesenecker aus Altötting hat sie in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche erfolgreiche Projekte durchgeführt, von Lese- und Literaturabenden wie dem „Bass & Besser"-Programm bis hin zu gemeinsamen Meditations-CDs.

Das sympathische Duo zelebriert auf der Bühne die „klassische" Rollenverteilung von Frau und Mann: Sie redet – er spielt. Was aber nicht auch zwingend heisst, dass „sie" anschafft. Das wird redlich geteilt. Denn die Matilde liest und erzählt und der Herbert begleitet sie dabei auf seinem schick-schwarzen Sechssaiterbaß. Mal beginnt „sie" zu sprechen und „er„ passt seine Begleitung an, mal gibt der Bass das Thema, die Stimmung vor und „sie" richtet sich danach. „Der Humor ist der Schwimmreifen des Lebens", sagt Herbert Friesenecker und spielt vom ¾-Takt bis zum klassischen Blues-Schema alle musikalischen Facetten, in die Matilde Voglreiter ihre G’schichtn und Verserl legt.

So stimmte im ersten, mundartlich dominierten Teil des Abends im Studio 16 der Bass aus einer Launer heraus das „Hiatamadl" von Hubert von Goisern an, worauf mit der Untermalung des „Fensterstock Hiasl" eine saftige G’schicht über gewisse Pannen und Peinlinchkeiten beim Festnerln improvisiert wurde. Vorangegangen war dem Matilde Voglreiters Erklärung über die in Bayern übliche Verarbeitung einer Schlachtsau und ihrem Traum, einmal ein Leberkas zu sein, den alle begehren. Trotz ihrem hang zur Esoterik ist sie dabei sehr bodenständig geblieben. Heimat ist ihr wichtig. Das geht auch aus vielen Gedichten hervor, die durch den Jahreslauf ziehen und ihre Sicht alltäglicher Beobachtungen wiedergeben. Mal augenzwinkernd, mal fröhlich und forsch, mal wehmütig schaut sie genau hin und begibt sich dabei auch auf eine Reise „zu sich selbst", die sie auch ihrem gebannt lauschenden Publikum wärmstens empfiehlt: „Finde dich selbst. Es ist wichtig, dass du liebst! Das was du tust – und dich!"

Und damit sind wir nach dem eben noch geflüstert, getratscht und gekichert wurde „Host scho g’hert?" mitten im etwas ernsthafteren Teil des Abends angekommen. „Frei wie der Wind" ist ihr neuester Gedichtband: Frei von Mundart zeigt Matilde Voglreiter hier ihre währe Stärke: Durch ihre positive Einstellung, ihr Ja-zum-Leben-sagen praktiziert sie nicht nur ihre Literatur, sondern indirekt auch Lebenshilfe für ihre Zuhörer. Verweist auf die Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen, die Liebe und den „Atemzug des Lebens", der der „größte Lehrmeister" ist. Auch dass mancher ewig seinem Glück hinterher oder davonrennt weiß sie und sagt: „Lebe hier und jetzt. Im Augenblick liegt das Glück."

Herbert Friesenecker und Matilde Voglreiter sind eine sehr gut eingespieltes Team und Garanten für einen erfolgreichen, vergnüglichen Abend. Sucht der Gast nun nach einer entspannenden, abwechslungsreichen Unterhaltung wird er ebenso wenig enttäuscht wie der Sucher nach ernsthafter und nachdenklicher Lyrik.