Petit Bec - Frau Holle - Traunstein - Studio 16 - 05.07.2007

05.07.2007 | Kulturelles | Petit Bec - Traunstein, Studio 16 | Keine Kommentare

Mit Frau Holle wird es Winter - mitten im Sommer

Figurentheater „Petit bec" begeistert nicht nur Kinder

"Eine Witwe hatte zwei Töchter, die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit tun...." so beginnt das Märchen von Frau Holle. Wie in vielen ihrer Erzählungen geht es auch in diesem Grimm-Märchen um Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Neid, die Konkurrenz von Gut und Böse, schön und hässlich und die Aussage, dass letztlich jeder bekommt was er verdient und das Gute immer die Oberhand behält.

Das Figuren-Theater „Petit bec" von Hiltrud Vorberg-Beck widmet sich den Märchen von Hans Christian Andersen und den Gebrüdern Grimm mit viel Liebe und Engagement. Von ihr selbst entworfene und gefertigte Textilpuppen erzählen sehr anschaulich und gut verständlich auch schon für die Kleinsten. Die Erzieherin, Sozialpädagogin, Lehrerin und ausgebildete Schauspielerin tritt nur im Hintergrund ihrer fast lebensgroßen Puppen als „Helfer" in Erscheinung und verleiht ihren Figuren Stimme, Charakter und Sprache.

In schlichten Sätzen erzählt Hiltrud Vorberg-Beck die Geschichte von Frau Holle. Sie erzählt wie das arme hübsche Mädchen von ihrer Stiefmutter und Stiefschwester gepiesackt wird und die ungeliebte Hausarbeit immer ganz alleine machen muss. Eines Tages fällt ihr die blutige Spindel in den Brunnen und die Ärmste springt aus Angst vor der Mutter hinterher. Auch in der „Anderswelt", hilft sie selbstverständlich. Rettet die Brote vor dem Verbrennen und schüttelt die reifen Äpfel vom Baum. Auch bei Frau Holle macht sie wieder die ganze Hausarbeit, aber da gefällt es ihr eigentlich recht gut, denn Frau Holle ist gütig und freundlich. Trotzdem hat sie Heimweh und möchte eines Tages wieder nach Hause. Zum Lohn für ihre gute Arbeit ist sie plötzlich über und über mit Gold bedeckt und es ist als ob die Sonne sie blenden würde.

Ihre neidische Stiefschwester quengelt herum, dass das gemein sei. Sie wolle auch soviel Gold und ausserdem ist das fies, dass es von ihrer Schwester nicht abgeht. Dumm, aber die goldgierige Göre muss sich dann doch selbst auf den Weg machen. Dabei hat sie nur zwei Sorgen: Dass ihre superschicken Lackschuhe nicht dreckig werden und sie möglichst schnell möglichst viel Gold bekommt. Dabei lässt sie Äpfel wie Brote verächtlich links liegen, denn dafür hat sie keine Zeit. Auch die Hausarbeit bei Frau Holle schafft sie nicht. Nicht nur weil sie nicht mag, sie kann es ja gar nicht. Nie hat es ihr jemand gezeigt, das musste immer die ungeliebte Stiefschwester machen.

Hiltrud Vorberg-Beck bezieht die Kinder immer aktiv in ihre Märchen mit ein, fragt sie um ihre Meinung, bittet um ihre Mithilfe oder lässt sie selbst mitmachen und erzählen. Die Mädchen reißen sich darum der „Pechmarie" das Fegen zu zeigen. Alle Kinder wollen, dass die Äpfel und Brote gerettet werden. Sie finden es total lustig als Frau Holle richtige Federn schneien lässt. Sie erzählen, spielen mit, warnen und schreien, leiden und freuen sich. Das „Studio 16" hat kaum genug Stühle für die vielen Kinder, Mütter und Omas, die gekommen sind um mitzumachen.

Und die Kinder haben ein ausgeprägtes Gefühl für Recht und Unrecht. Sie freuen sich für die „Goldmarie" und gönnen ihr ihren gerechten Lohn. Trotz allen Schwierigkeiten ist sie lieb, nett und hilfsbereit geblieben und hat durchgehalten und am Ende das bekommen, was sie verdient. Das hat auch ihre Schwester – indem sie Frau Holle zur Strafe für ihre Überheblichkeit und Faulheit über und über mit Pech beklebt hat. Aber ein ganz klein bischen tut sie ihnen auch leid. Am Ende hat Frau Holle deswegen auch noch einen Trost: Jeder hatte schon mal Pech, einige Kinder dürfen sogar noch von ihrem Pech erzählen. Aber es ist ja wieder weg, denn das Pech bleibt nicht immer da. Das kann man auch wiedergutmachen und etwas dafür tun.

Am Ende darf jedes Kind eine von Frau Holles Federn mitnehmen. Und wer Lust hat bekommt auch noch eines der wunderschönen, farbenfrohen und mit so viel Liebe zum Detail gestalteten Plakate fürs Kinderzimmer. Die nächsten Märchen warten schon auf die Kinder......

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Figurentheater Petit Bec