Ein Blueser gibt den Leuten „Was auf die Ohren"
Nick Woodland - Traunstein, NUTS-die Kulturfabrik - 28.01.2009
Feinster Blues(rock) und mehr im Nuts zum 10-jährigenNick Woodland ist ein Vollblutmusiker, der seit Jahrzehnten aus der Szene nicht wegzudenken ist. Spielte bei The Clash, Sahara und Amon Düül II, war mit Westernhagen und Donna Summer auf Tour, ist Mitglied bei Georg Ringsgwandl und hat sich in fast 30 Jahren Solo-Getingel durch die Bluesclubs einen legendären Ruf erspielt. Dass er diesen absolut zu Recht hat bewies er eindruckvoll im gut besuchten Nuts.
Der Hut scheinbar untrennbar mit der Haarpracht verwachsen, ziert eine versilberte Pseudo-Tigerkralle sein rechtes Ohr. Woodland spielt ihn nicht nur – er singt fast wie Bob Dylan und IST Rock’n’Roll! Von Haus aus nicht der große Redenhalter bringt er seine Ansagen gerne prägnant auf den Punkt. Das aber mit einem herrlich trockenen Humor. „Nuts – achja, ich bin gerne ein bischen Nuts!" (Für Nicht-Anglikaner: nuts bedeutet soviel wie ‚verrückt’) Sprachs, grinste und stimmte den ‚Dritten Mann an’. „Keine Angst, den spiele ich erst, wenn ich mal erwachsen bin."
Dass Nick Woodland mit so vielen verschiedenen Musikern und Stilen gearbeitet hat zahlt sich in seinem eigenen Schaffen vorzüglich aus. Denn der gebürtige Brite ist nicht nur ein lupenreiner Blueser und -rocker, sondern baut auch zahlreiche Elemente aus anderen Genres ein: ein Hauch Zydeco hier, ein wenig Funk, Soul und Jazz und anderes hier, und ganz hinten taucht manchmal eine Prise Reggae-Style auf. Es ist der Abend der Biertrinker und zum Bier gehört die Volksmusik, die in dem Fall nicht dem Dreivierteltakt entspricht, sondern mehr den klassischen Zwölftakter verkörpert.
Begleitet wird Woodland von exzellenten Musikern: Bassist Tom Peschel spielte bereits mit Bastian Pusch in der Bullyparade-Band, mit Ecco Meinecke, The Real Cats und bei der Ludwig Seuss Band. Keyboarder und Steel Guitar-Spezialist Klaus Reichardt gehört zur Ringsgwandl-Band, ist der Live-Pianist von Herbert & Schnipsi, war mal kurzzeitig der Tastendrücker bei der Spider Murphy Gang und hundert Dinge mehr.
Einen absoluten Glücksgriff hat Nick Woodland mit dem ebenso jungen wie begabten, hochschul-diplomierten Schiessbudendompteur Manfred Mildenberg getan. Kaum ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel war das junge Genie bereits mit Oberprovokateur Joachim Deutschland und DSDS-Elli auf Tour, wurde ebenfalls von Herbert Ringsgwandl einverleibt und gehört seit 2008 fest zu Woodlands Bluescombo. Ohne die ebenfalls grandiose Leistung seiner Mitmusiker in irgendeiner Weise schmälern zu wollen, muss doch ausdrücklich betont werden, dass es in diesem „jungen Alter" nicht viele Schlagwerker von solch ausgeklügelter Kreativität gibt.
„Little Puppet who’s pulling your string? You’re out of control." Woodlands Bluescharakter äussert sich auch in seinen nachdenklichen Texten. Das groovige ‚New Pony’ macht es dem Publikum unmöglich stillzuhalten, allenthalben wird mitgewippt, geschnippt, wer’s kennt singt mit. Die Band baut den Song elegant zum 10-Minüter aus und nutzt diese Base zum ausgiebigen Vorstellen mit Soloeinlagen jedes einzelnen Musikers, was jeweils mit frenetischem Beifall und anschliessenden lautstarken Zugabenforderungen honoriert wurde.
Diese hatten es noch mal dicke in sich. Vor allem der ‚Tailspin’, ein echter Surfrocker mit stakkatoartigen Gitarrenläufen wie man sie von Dick Dale und/oder dem Blockbuster „Pulp Fiction" kennt, wie sie Emerson, Lake & Palmer in ähnlicher Form bei ‚Peter Gunn’ verwendeten. O-Ton Nick W.: „Jetzt gibt’s was auf die Ohren!" Das nächste Mal ‚was auf die Ohren’ gibt Nick Woodland kurz vorm Ni( c )kolaustag, am 03. Dezember – natürlich wieder in im Nuts.
Setlist:
Crackin’ Up
Blues Movin’ In
Motherless Children
Way To My Heart
Something I Heard
Acquantaine
On TV
Lucy Malone
Rocket Coffee
Blue To Me
Dirty Pool
Don’t Like It
Somewhere Trouble
Cold Was The Ground
Tender Trap
New Pony
Little Puppet
Like A Rose
Zugaben:
Lonely Song
Tailspin
Hip Shake
Externe Links:
Nick WoodlandManfred Mildenberger
Klaus Reichardt
Enja Records