„Wunderliches" aus dem letzten Jahrhundert
Zehntes Neujahrskonzert mit den Herren Wunderlich im NUTS restlos ausverkauft
Für die einen sind Traditionen alte Zöpfe, für andere liebgewordene Rituale. Wie zum Beispiel das zehnte und erneut ausverkaufte Neujahrskonzert der Herren Wunderlich in der Kulturfabrik NUTS. Für viele Besucher ist es quasi der „krönende Abschluss" der Silvesterfete oder eine Gelegenheit unbeschwert und herzhaft zu lachen – oder eben einfach beides. Gleich zu Beginn des Abends hatten die „Wunderlichen" angekündigt eine (bildlich gesprochene) Rakete zu zünden und damit nicht zuviel versprochen: Knappe drei Stunden beste Unterhaltung mit vortrefflichem Gesang und (vor)witziger Comedy sollten wie im Flug verstreichen.
Schlager und Hits aus den 20iger bis 40-Jahren von Zarah Leander, Marika Rökk und Roswita Serranos „Roter Mohn" wechseln sich ab mit einem herrlich unaussprechlichen Zungenbrecher-Liedchen der Comedian Harmonists und dem Bruder, der beim Film die Geräusche macht - mit einem liebevoll benannten „Wischperl", einem „Hui", einem „Tut" und einem „Düdelü", für heutige Maßstäbe superschräge altmodisch-urige Tonerzeugungsgeräte a la Hupen, Flöten und einem Zündapp-Metallschildchen (zum Scheppern) wie sie für die Stimmungserzeugung im Stummfilm verwendet wurden. Georg Anker musste als frischgebackener Ehemann (nebst Gemahlin) für etliche liebenswert anzügliche Witze herhalten und auch zum berühmten Robert Stolz-Hit „Salome" hatte sein Kompagnon Herbert Oberhofer einen zungenbrechenden Kalauer ausgegraben: „Und er würgte die Klapperschlang, bis sie immer schlapper klang." So ging es Schlag auf Schlag. Witze über ge- und verunglückte Silvesterfeiern, „übersichtliche Frisuren und andere ausgefallene Dinge" und Fensterl-Streitgespräche unter Konkurrenten.
In der Pause wurden Karten verteilt. Nein, keine roten und gelben, sondern rote und grüne für die Abstimmungen der „Entweder-Oder-Show". Zur Auswahl standen jeweils zwei Stücke aus Themenbereichen wie der „Bussi Bussi-Gesellschaft", „Tanzlieder", „Heiße Orte des Verbrechens, Schifferlieder (Doppeldeutigkeiten inklusive), Wüste und Cocktails und „Lieder auf ausländisch", was sich als hübsche Umschreibung für Louis Armstrongs „Buona Sera" entpuppte und natürlich, wie sollte es auch anders sein „Erotiklieder". Die Schlager der zwanziger Jahre wie das „badende Fräulein Helen" strotzen ja vor hübschen Umschreibungen für gewisse kleinere Frivolitäten.
Die Rollen sind gut verteilt bei den drei Tenören aus Kufstein und Niederaudorf. Herbert Oberhofer ist als Spaßvogel vom Dienst für den Slapstick zuständig, während der smarte Georg Anker bemüht ist mit gekünstelter Ernsthaftigkeit das ausufernde Komödiantentum auf der Bühne wieder zugunsten „ernsthaften" Gesanges unter Kontrolle zu behalten und der zurückhaltende Pianist und Arrangeur Josef Hacklinger am Klavier scheinbar im Abseits steht. Sein Gesangseinsatz hält sich zwar in Grenzen, doch wenn er kommt, ist er mit Sicherheit auf den Punkt gebracht. Wie etwa das schadenfrohe Gekecker der „motorradfahrenden Oma", die eine imaginäre Spur verkehrstechnischer Verwüstung hinter sich herzieht und den Besuchern die Lachtränen in die Augen treibt. Natürlich bleibt angesichts des riesigen Repertoires des Trios selbst bei vier Zugaben und trotz der wirklich ausgiebigen Spielzeit etliche hübsche Stücke auf der Strecke, doch gaben die Tenöre am Ende ein tröstliches Versprechen: „Heute ist nicht aller Tage - wir kommen wieder, keine Frage!"
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