„Pfeilgradaus" glückliche Momente gesammelt

06.01.2011 | Konzerte | Keine Kommentare

Schmidbauer & Kälberer - Kirchanschöring, Zeltln-Festival - 06.01.2011

Gelungener Abend im ausverkauften Zirkuszelt

Wer einen Abend mit dem Liedermacher Werner Schmidbauer und seinem brillanten multiinstrumentalistischen Kompagnon Martin Kälberer erleben darf hat stets auch den Garantieschein für eine grandiose „Momentensammlung" in der Tasche. So auch die Besucher im ausverkauften Zirkuszelt beim „Zeltln-Festival" in „Anschöring", wies auch Werner Schmidbauer gleich richtig ausgesprochen hatte. Er hatte sich nämlich vorab bereits über „lokale Besonderheiten" informiert.

Ruhiger sind sie geworden, scheint’s, und auch (noch) etwas ernster. Dennoch ist die Spielfreude des Duos ungebrochen und selbstverständlich sitzt ihnen auch noch der Schalk im Nacken und sie laden ihre Gäste regelmäßig zum mitsingen ein, was trotz erstaunlichen vielen „Ersttätern" so hervorragend klappt, dass Werner Schmidbauer ihnen immer wieder gerne den Refrain überlässt. Schmidbauer erzählt in seinen Liedern viel über sich selbst. Glückliche Momente, weniger glückliche, Beziehungskisten oder in „Weil du gehst" den langsamen Abschied von seiner kranken Mutter, ein ebenso trauriges Stück wie auch einer der emotionalen Höhepunkte des Abends. „Herobn" ist die Geschichte eines magischen Abends auf dem Brünnstein.

„Des Leben" hat er zusammen mit seinem alten Freund Pippo Pollina geschrieben. „Lass mi oamoi no d’Sunn aufgeh seng" ist die Hommage an den unvergessenen Georg Danzer, was Schmidbauer veranlasst einige Anekdoten zu den gemeinsamen Konzerten mit den legendären Austria 3 zum Besten zu geben, wie er ja überhaupt den Spagat zwischen Comedy, Kabarett und Ernsthaftigkeit in Wort und Ton sehr liebt und reichlich auskostet.

Nahezu herzzerreißend ist die bayerische Fassung von Wolfgang Niedeckens „Nach Gulu", das von Kindern erzählt, die auf der Flucht vor der Zwangsrekrutierung als Kindersoldaten und Zwangsprostitution nachts Schutz im militärisch bewachten Zeltlager von Gulu suchen. „Oans" nach dem U2-Hit „One" hat Schmidbauer vor vielen Jahren im Autokassettenrekorder begleitet, so lange, bis das Bandl vom vielen Herumspulen seinen Geist aufgab.

[p]Auch wenn der Abend schwerpunktmässig den Stücken vom neuen Album „Momentnsammler" gewidmet war „ist eine neue Tour immer auch eine Chance für alte Lieder" wie „Pfeilgradaus" und „Glück ghabt". Die „Zeit der Deppn" ist aktueller denn je, meint der Liedermacher mit Blick auf die Vorgänge in der Politik, insbesondere in Italien.

„Am liabstn dad i jetzt", das er schon vor vielen Jahren mit der Band gespielt hat wird als „eigentlich akustischer Klavier-Gitarrensong" dank Martin Kälberers überreichlich vorhandener Fantasie, Musikalität und technischem Geschick zur Erheiterung von Werner Schmidbauer und den Besuchern zu einem richtigen „Orchesterstück mit Gesang" und auch sonst verblüfft „der Kälberer" seine Gäste nicht selten mit ganz besonderen Instrumenten wie Kalimba, Udu (Vasentrommel) und Hang (schaut aus wie ein „Doppelwok"), denen er faszinierende Töne entlockt. Und in dem „bayerischen Fotzplattler" von Martin Kälberer mit dem Wohlfühlitel „Daung" preist ihn Schmidbauer verschmitzt als „Bewahrer alter keltischer Kultur".

Wie wohl sich nicht nur die Besucher des „Zeltln-Festivals", sondern auch das Duo Schmidbauer & Kälberer in Kirchanschöring gefühlt hat, zeigte sich nicht zuletzt auch dadurch, dass Werner nach zwei Zugaben und den Anstalten der Leute, das Zelt zu verlassen, die Techniker bat noch mal kurz das Licht auszumachen und ihnen mit der scherzhaften Bemerkung „I glaab, des basst jetzt ganz guad, wo ma doch grad so schön eng aufeinander sitzen." eines seiner schönsten alten Lieder auf den nächtlichen Heimweg gab: „Loan di an mi".

Externe Links:

Werner Schmidbauer
Zeltln - Das Zirkusfestival