Vom Brotjacklriegel über Brasilien auf den Balkan
Die Unterbiberger Hofmusik auf musikalischer Rundreise im NUTS
Wer sich den Himpsl-Clan & Co. alias Unterbiberger Hofmusik ins Haus holt, darf sich sicher sein, dass er eine attraktive breite Palette internationaler Blechblaskunst geboten bekommt. So auch heuer wieder bei ihrem furiosen „Zwischenhalt" in der Kulturfabrik Nuts, der zwar gut besucht war, gerne aber noch ein paar Zuhörer mehr vertragen hätte.
Kern der Unterbiberger ist die Familie Himpsl mit Franz Josef als Clanchef, Blechbläser, Sänger und als Entertainer wichtiger Informant zwischen den Stücken, Akkordeonistin Irene ist Chefin und Komponistin, sowie die Söhne Ludwig Maximilian (Horn, Schlagzeug) und Xaver Maria (Trompete, Flügelhorn). Zusätzlich holt sich das Familienquartett Bühnenverstärkung von Posaunist Erwin Gregg, der auch in Hugo Strassers Big Band aktiv ist und schon mit Udo Lindenberg, Klaus Doldinger und Konstantin Wecker gearbeitet hat.
Konrad Sepp, Dirigent der Blaskapelle Höhehnkirchen-Siegertsbrunn, war im Nuts für die tiefen Basstöne der Tuba zuständig und Trompeter Mathias Engl, Master of Music in Jazz Studies der University of North Texas war der Meister der superflinken Blechbläser-Solis. Himpsl senior witzelte dazu vergnügt: „Wir haben uns schon mal überlegt unsere Gage nach gespielten Tönen festzulegen." Einzig auf Martina Holler, die Meisterin der filigranen Harfensaiten, mussten die Besucher wegen ihres Engagements am Gärtnerplatztheater verzichten, was mancher betrübt zur Kenntnis nahm.
Das Septett bot einen Mix aus schmissigen Märschen, Landlern und Polkas aus den heimischen Gefilden, schrägen Jazzversionen und heißen Rhythmen aus Brasilien und vom Balkan. Dabei schöpfen sie nicht aus einem riesigen Fundus eigener Stücke, für die in den meisten Fällen Irene Himpsl verantwortlich zeichnet, sondern auch aus einem bunten Strauss Jazzkompositionen, die ihnen hochkarätige Musiker gewidmet haben. Dank der launigen Ansagen von Franz Josef Himpsl erfahren die Anwesenden das der junge Berufstrompeter Matthias Schriefl Differenzen im Familienunternehmen löste indem er in „A Day in Unterbiberg" anfänglich einige Dissonanzen einknotetete, die er im Verlauf des Stückes in pure Harmonie auflöste.
Der Grammygewinner Jay Ashby hinterliess mit dem „Unterbibaio" angenehm leichtes Südamerikaflair. Und Rob Pronk, Holländer indonesischer Abstammung, der vor kurzem 83 Jahre wurde und in seinem Leben über 3000 Jazzarrangements geschrieben hat, schenkte den Himpls mit dem „Midnight Zwieback" eine ansprechende Kombination aus traditioneller Blas- und Jazzmusik, hinterlegt mit feinem Miniatur-Big-Band-Sound und beim „Driefachen" von Andrew McNaughton hört man sehr gut, dass die Bayern nicht nur von der Zusammenarbeit mit dem australischen Trompeter profitierten, sondern der Gute auch bei den Bayern recht gut „zugeschaut" hat. Ergänzt wird das Programm unter anderem vom einem Traditional, mit dem sich Himpsl bei seinen türkischen Mitmenschen bedankt, dass „sie so eine Musik haben".
Achja, und der Brotjacklriegel ist so ein Huckel von 1016 Meter Höhe an der Grenze der Landkreise Freyung-Grafenau und Deggendorf, zu dessen Füssen das Dorf Mutzenwinkel liegt, vom dem aus klein Franzi allerweil sehnsüchtig auf den Sendemasten raufgestarrt hat, das des für ihn nur selten zugängliche und so heißersehnte Fernsehen in den Winkel hinunter gestrahlt hat.
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