Landler, Polka, Blues und ein „Leckmicha Marsch"
„Gesamttiroler Projekt" reißt Besucher zu Begeisterungsstürmen hin
Zweimal restlos ausverkauftes Haus, ein kleines, aber feines privates Ziachkonzert von Herbert Pixner mit zwei Buben von der Musikschule Inzell im Foyer der Kulturfabrik NUTS am zweiten Veranstaltungstag und ein restlos begeistertes Publikum – so lautet das Fazit nach zwei turbulenten Konzertabenden mit teils sogar bis aus Österreich angereisten Fans. Wohl selten waren zwei Termine eines vermeintlichen „Geheimtips" im NUTS so schnell ausverkauft wie die des Herbert Pixner Projektes – zu Recht übrigens.
Als „Gesamttiroler Projekt" bezeichnet Pixner sein Trio stolz. Denn Harfenistin Katrin Aschaber, die hübsche junge Dame mit den kraftvoll-sensiblen-flinken Fingern an den 46 Saiten stammt aus Brixen im Tale in Nordtirol. Kontrabassist Werner Unterlercher, der Herr mit dem „schicken Fingerschlag am Baßhals" ist in Matrei in Osttirol daheim, und „da Ziacherer" Herbert Pixner selbst kommt aus Walten im Passeiertal, „knapp unterm Jaufenpass, wo ma noch 350 Meter abwärts gehen muss bis zu den ersten Edelweiß" wie er schmunzelnd feststellt.
Pixner steht für die jungen Musiker, die den Geist der „neuen Volksmusik" bewahren und weitertragen. Manchem Puristen unter den Volksmusikfreunden mag das zu modern scheinen, doch der junge Südtiroler ist da durchaus auf dem richtigen Weg. Traditionen bewahren, die eigenen kulturellen Wurzeln kennen lernen und trotzdem weit über den eigenen Tellerrand hinausschauen, offen sein für Neues. Denn Tradition bedeutet nicht automatisch „Stillstand im Gestern", sondern „Weiterentwicklung in Kenntnis der eigenen Heimat".
Schon der „Kraudn-Sepp", der Kiem Paul und der Fanderl Wastl haben das so gemacht: Gesammelt, gespielt, weitergetragen und mit eigenen Ideen verfeinert. Und dazu kommt dann noch die Freude der überaus talentierten Vollblutmusiker am experimentieren. Was geben die Instrumente her? Zu welcher Art von Musik passen sie noch? Kann auch an sich völlig instrumentenfremdes passend umarrangiert werden?
Da kommen dann so feine und gleichzeitig superschräge „Sachen" daher wie die Adaption eines Gitarren-Jazz-Standards von Johnny Reihnhard, umarrangiert für „die Steirische", ein „New Orleans-Blues in B" oder Luiz Bonfas „Black Orpheus" mit einem wunderfeinen Harfensolo.
Freilich spielen die Drei ganz klassische „Ziachorglstückln" - Landler und Polka, alte Volksweisen und neue Stückl, die sie selbst geschrieben haben. Den auf mehrfachen Publikumswunsch gespielten „Diplomlandler" zum Beispiel, wunderschön melodisch, sehr komplex zu spielen und der Pixner sagt grinsend: „Des isch fei a zaaches Stück." und spielts mit Hingabe. Überhaupt verfügt Pixner über die bemerkenswerte Gabe mit keck aus dem Gesicht geschobenen Hütchen und schelmischem Grinsen in sympathisch-heimeligem Südtiroler Dialekt Geschichten und Anekdoten rund um seine Kompositionen zum Besten zu geben und regelmäßig herzhafte Lacher zu ernten.
Der „Leckmicha Marsch", für eine Angebetete, die ihn nicht erhören wollte oder des unwahrscheinlich schräge „Ladetzky", das er einer herrlich unkonventionellen aber netten Schauspielerkollegin gewidmet hat. Die „Antoni Weis" ist ein verträumt-melancholisches Stück von hypnotischer Magie aus einer anderen Welt und ein wunderbarer Gegenpol zu den ansonsten meist schwungvollen Weisen des Tiroler Trios. Mit dem „Staad-Schleinigen" spielen sie ein traditionelles Stück aus dem Ausseer Land, das schon „da Goiserer adoptiert hatte".
Den allergrößten Beifall und laute Juchezer allerdings gibt es für die erste Zugabe: „French Kiss Reloaded", wie der Titel schon vermuten lässt eine rasante Kombination aus französischen Elementen und klassischer alpenländischer Volksmusik. Eins stand am Ende für alle fest: „Des Pixner Projekt muass unbedingt wiederkemma!"
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