Adalbert Stauber ist der Vollstrecker
Gelungene Vorpremiere von Sigi Zimmerschieds „Reißwolf"
Mit dem „Reißwolf" spielt Sigi Zimmerschied bereits das fünfte Kabarettprogramm in der Kulturfabrik NUTS. Seine Fans kommen von weit her um sich freudig seinen provokanten Boshaftigkeiten hinzugeben. Und mit denen spart der Niederbayer überhaupt nicht, im Gegenteil: Er teilt mal wieder so richtig schön fiese und gut gezielte Seitenhiebe aus und jeder kriegt sein Fett ab. Jeder! Denn er ist Adalbert Stauber, der Vollstrecker, der Rächer, der ERPRESSER! Nein, sagt der Albert, „Erpresser" ist kein schönes Wort, er sehe sich eher als „Erzieher".
Aber jetzt hamms ihn erwischt, ihn und den „Woife", seinen besten Freund und Weggefährten. Hats ihm das Trommelfell zerrissen wie dem Beethoven oder isst er getroffen wie der Kennedy? Opfer oder Heldentod? Einsam in der totalen Finsternis ergibt sich seltsamen philosophischen Betrachtungen. Wer ist er denn? Bonhöffer, die heilige Johanna und Caligula, der Humanist, der entsetzt darüber war, was er sich alles hat gefallen lassen – alles Opfer wie er! Endlich findet er eine Lichtquelle – und erschrickt zu Tode! Lauter fremde Gesichter starren ihn an. Ist er vor dem jüngsten Gericht, bei den Beamten oder in der Hölle?
Es riecht nach Angst und Schweiß stellt er fest, also Hölle. Und jetzt kommt er so richtig in Fahrt, teilt gewaltig aus wer alles Dreck am Stecken hat und zu Recht hier drunten ist: selbstverliebte Politiker, gewissenlose Finanzjongleure, „Kopftüchler und Psalmenfurzer" und sein Nachbar, der Wimmer Franz, der scheinheilige Chorleiter, der in Wahrheit ein „Sodomist und Hendlficker" ist. Und die ganzen Kleinbürger, die er, der Adalbert Stauber retten und auf den rechten Pfad der Tugend zurückführen möchte.
Der Stauber ist nämlich als Fahrer einer Aktenvernichtungsfirma in einer recht privilegierten Position und prüft gewissenhaft, ob die angelieferten Belege auch wirklich vernichtenswert sind. Manche muss er davor bewahren im Schlund seines treuen „Woife" zerkleinert zu werden. Briefwechsel, Akten und kompromittierende Kontoauszüge – Unterschlagung und verbotene Beziehungen jeglicher Art. Die sind nämlich seine Altersvorsorge. „Die mystischste Form einer Akte ist die „verschwundene", sagt der Sigi und steckt sie ein um bei Gelegenheit seinen Nutzen daraus zu ziehen, was er selbst al „erzieherische Maßnahme" bezeichnet und von der niemand weiß wann sie ihn heimsuchen wird. Aber jetzt hamms ihn derwischt, den Adalbert. Troffen ist er und er weiss net ob er net scho in der Hölle ist.
„Des hat amal wieder sein müssen!" sagt der Sigi Zimmerschied nach der Vorstellung und hat auch lobende Worte für sein „super Publikum", das ihm sehr viel Feedback gegeben habe. Damit meinte er wohl auch ein paar heikle Stellen, bei denen einem des Lachen schon ein bisserl im Halse stecken blieb. So wahr die bitterböse Kritik vielleicht auch ist, hält ein guter Kabarettist seinem Publikum immer auch einen Spiegel der Gesellschaft vor und bohrt, gräbt und sticht ur zu gerne auch auf der dunklen Seite des menschlichen Charakters, die helle ist ja auch langweilig und bieder.
Externe Links:
Sigi ZimmerschiedNUTS - die Kulturfabrik