Wenn Quadro Nuevo eine Reise tun...

24.01.2011 | Kulturelles | Keine Kommentare

...haben sie viel zu erzählen

„Lieder einer großen Reise" hatte das Weltmusik-Quartett angekündigt und das Versprechen an drei ausverkauften Abenden in der Kulturfabrik NUTS auch hundertprozentig eingehalten. Sie präsentierten ein kunterbuntes Reisetagebuch, einen „Koffer voller Melodien". Ausgehend vom europäischen Tango führte der bisweilen wohl nicht ganz gerade Weg über London, Korsika, Kleinasien und den Balkan, der übrigens nach Mulo Francels Schilderung von Norditalien über Ungarn und Rumänien bis in die Steiermark reicht.

Quadro Nuevo bescheren dem Publikum „die schönste Viertelstunde" des Abends mit der bildhaften Vertonung von „Antakya", einer Hymne auf das multikulturelle Leben in friedlicher Eintracht und Lebensfreude. Weiteres Highlight ist wie stets die „Reise nach Batumi", gewissermassen die sehnsuchtsvolle Weise über verpasste Gelegenheiten, die einen in leichte innere Unruhe und Aufbruchstimmung versetzt. Einen Hauch von der temperamentvollen Puzstawürze zaubert der vertonte „Paprika" auf die Zunge. Balkan-Swing und Jazz paart sich mit Arabesken, Tango und Samba. Dank D. D. Lowka ist auch eine Prise Loungemusik mit Scat-Gesang dabei. Und die „Goazbok Muzik" ist „eine Reflexion ihrer Balkanreise", die im rasant dahingaloppierenden mittelalterlichen Pferdegespann von Bauer Flori im transsilvanischen Schatten von Schloß Bran zu einer Schnapsprobe eingeladen wurden „und ganz viel von immer demselben Schnaps probieren mussten". Naja, den Grafen Dracula dürften die bayerischen Schnapsler danach jedenfalls nimmer gereizt haben.

Andreas Hinterseher und Mulo Francel erweisen sich als äußerst unterhaltsame Conferenciers und tischen teils haarsträubend-komisches Reiselatein auf. Wahr ist, dass Quadro Nuevo heuer bereits ihr 25. Konzert im Nuts gespielt haben, wahr ist auch Mulos mit schelmischem Lächeln vorgebrachte Aussage, dass, inklusive aller Seitenprojekte wohl jeder der vier Musiker schon an die 40 Mal im Nuts zu Gast war. Ob es nun auch wahr ist, dass sie jeder für sich im Auftrag des Germanistischen Museums Nürnberg in Kleinasien nach seltenen Exponaten suchen sollten, dabei einen Gleitschirmflieger trafen, der sie rein zufällig filmte als sie sich ganz rein zufällig auf einer Klippe mit ihren Instrumenten trafen und Lieder für eine „zu Recht aus der Mode gekommene Kunstform der Musik, der Operette" (Mulo F.) komponierten muss jeder Besucher für sich selbst entscheiden. Genauso wie das wunderbare orientalische Märchen, nach dem das Quartett das „echte Vlies vom Jason seinem Widder" gefunden habe, „sogar noch mit den mumifizierten Resten des Goazbocks dran".

Vier hochgradig kreative Musiker entführen ihr Publikum in eine andere Welt. Eine Welt, in der der Vier seinen Platz hat – im Team genauso wie im ideenreichen begeisternden Solo und eines wird an diesen drei Abenden glasklar: Evelyn Huber ist angekommen. Da wo sie vor gut zwei Jahren begonnen hat die nach Robert Wolfs schwerem Unfall gerissene Lücke zu füllen, hat sie diese jetzt vollständig geschlossen. Die Weltklasseharfenistin hat ihren eigenen Platz gefunden, übernimmt ganz selbstverständlich auch mal die Führung im Stück und ein Solo. Evelyn Huber spielt eine „Mörderharfe" (im positivsten Sinne"), „schindet" ihr Instrument geradezu im Ausdruck leidenschaftlicher Musik. In gut zweieinhalb Stunden gibt es wunderbare (Welt)Musik mit einer Unzahl von Instrumenten und Stimmungen – die volle Gefühlsklaviatur rauf und runter.

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