Dramhappad - Traunstein - NUTS-die Kulturfabrik - 23.02.07

23.02.2007 | Kulturelles | Keine Kommentare

Von Hochfelln, Zinnkopf, Schedling und seinen Bewohnern - Eine Liebeserklärung an die Heimat

Die Mundart-Konzerte von Dramhappad aus dem Raum Oberteisendorf und Siegsdorf weisen einen gewissen Raritätenstatus auf. Von daher ist es kaum verwunderlich, dass die Anhänger in Scharen herbeiströmen, wenn sie endlich mal wieder ein Konzertaufruf ereilt. So auch in der Traunsteiner Kulturfabrik NUTS, wo beinahe die Stühle ausgingen.

Ein solcher Abend ist fast so etwas wie ein „Familientreffen". Man kennt sich (die meisten), kennt die Musik und man fühlt sich wie daheim. Dramhappad machen Heimatlieder im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht weil sie klingen als ob sie beim Moik-Karli auftreten wollten. Neinein, die fünf da vorne auf der Bühne sind dieser Art von Klamauk immer weitesträumig ausgewichen und haben mit dem Zeugs da nichts am Hut. Ihre Heimatmusik malt in bester Liedermachermanier mit Rock-, Blues- und Folkanleihen kräftige Bilder von der Region – Lokalkolorit also, aber ohne Scheuklappen!

Da geht es um den Hochfelln und um das auch heute noch etwas unzugänglich wirkende „Achtoi". Da gibt es die charmante Liebeserklärung an den Zinnkopf, der mehr zählt als die Kampenwand und der K2. Satirisches wie die Lebensdauer einer Strickjacke oder männliche Tanzmuffel, die gar nicht so selten sein sollen und Bekannten gewidmete Liedtexte. Träume von einem Leben als „Supermo", das einzige Lied bei dem nur der Text aus der Dramhappad-Feder stammt, die Melodie aber bei Lee Marvins „Wandering Star" geborgt wurde.

Zu Beginn des zweiten Konzertabschnittes präsentieren Dramhappad einen „Special Guest". Das Theatro Solaire aus Kolbermoor mit einem exzellenten Kraftakrobatikprogramm. Die Artistinnen Stephania (Stephanie Kain) und Johanna (Antje Rieger) sind die wohl einzigen Frauen deutschlandweit, die diesen anstrengenden Kraftakt in solch atemberaubender Perfektion auf die Bühne bringen.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Kurzfassung der „fast wahren Moritat" des Ritters Hans von Schedling. In der Teisendorfer Kirche soll es eine Grabplatte des Ritters geben, auf der er mit einem Geweih dargestellt ist. Überlieferungen dazu gibt es keine, niemand weiss wie es dazu kam. Sicher ist nur eines: Seine Frau hat ihm kein Geweih aufgesetzt, weil die ist vor ihm gestorben. So eine Geschichte schreit geradezu nach eigenen Interpretationen und das heimatverliebte Quintett hat sich dieser Geschichte mit durchschlagendem Erfolg angenommen. Sogar einen Film haben die fünf dazu gedreht, den sie während des Spiels auf die Leinwand im Hintergrund. Mit „echten" Ritterkostümen und auf „echten" Ritterburgen.

Was aber den Hans von Schedling angeht: Das war ein „wilder Hund", der weder Tod noch Teufel fürchtete und für den die „Mittel-Alter-Abend-Hoibe-Zeit" (also der Stammtisch) das eins der wichtigsten Dinge überhaupt schien. Das ging solange gut bis die Wilde Jagd eines Nachts des respekt- und furchtlosen Gesellen habhaft wurde. Keiner weiss was mit ihm passiert ist und der Ritter Hans kann oder will sich nimmer erinnern. Aber das Geweih auf dem Kopf zeichnet ihn bis an sein Lebensende.

All das wird mit so viel Charme, liebevoller Ironie und einem Schuss Satire vorgebracht, ist mal melancholisch, mal nachdenklich und dann wieder lebensfroh und augenzwinkernd vorgebracht. Schwer zu sagen wem es mehr Spaß macht – dem Publikum oder der Band. Eine schönere Liebeserklärung an die Heimat gibt es eigentlich nicht mehr.