Schorsch & De Bagasch – Mit offene Knia (CD/2007)

04.04.2007 | Musik | Keine Kommentare

Akustischer Blues, Blues Rock - Mundart Ageh/Rough Trade

Schorsch & De BagaschZu bayerischem Akustik-Mundart-Blues fällt einem natürlich als erstes der Isarindianer ein, der Michl Willy, gell? Der treibt sein legendäres Unwesen schon weit über 30 Jahre und ist darin wohl unser ungekrönter König. Die Bagasch von Schorsch Hampel tritt exaktemente in diese Fußstapfen, wenngleich mit anderen Themen. Wo Willy Michl gegen Umweltzerstörung und Kapitalismus wettert erzählt der Schorsch aus dem täglichen Leben mit all seinen Fallstricken, Ereignissen und Liebesdingen. Mit letzteren stimmen beide Bluesmusiker wieder überein. Liebe und Respekt liegt den Münchner Bluesern schon recht am Herzen.

Wie war des noch gleich – damals......? Studiert hat er, Politik glaub ich, Eisenbahner war er auch schon, der Schorsch, und als ausgebildeter Psychotherapeut hat der dem Dr. Sommer von der Bravo aissistiert. Kein Wunder, dass er daneben auch noch „etwa 3894 Nächte" als Taxler in München herumgeschippert ist. Was der Mensch da so alles erlebt braucht ein Ventil. Beim Schorsch ist das halt der Blues, der ‚Bei ihm eizogn’ ist und ihn angeblich ganz fertigg’macht haben soll.

Auf das schon recht gelungene Debütalbum „Sekänd Händ Blues" im Full Band-„Vollgas"- Modus folgt nun unmittelbar die akustische Seite der Bagasch. Auch die hat völlig verschiedene Seiten. Vom Südstaaten-Flair des Titelsongs ‚mit offene Knia’, das leichte Saloon-Stimmung verbreitet, obwohl es eigentlich um Schmerzen geht.

Ein heisses Eisen greift das ‚Fensterl im Chat’ auf. In einer modernen Landlerversion suggeriert eine Dobro Zitherspiel und das typische Löffelschlagen darf auch nicht fehlen. Die G’schicht ist gleich erzählt: Fensterln mittels Laptop is net arg gefährlich, man(n) kann den coolen Supermacker spielen, braucht sich net extra schick herrichten und weh tut man sich auch nicht dabei. Bei Nichtgefallen oder Überdruss schreibt man(n) einfach „CU" und loggt sich aus....

Sehr nachdenklich und kritisch setzt sich „Scheene Heimat" mit der ausufernden Modernisierung auseinander, indem er sich vorstellt, der Opa würde zu Besuch vom Himmel herunter kommen um bei seiner Familie nachzuschauen. In eine ähnlich melancholische Kerbe schlägt auch ‚Der Mühlhiasl hat’s xagd’, das sich mit der bangen Frage nach dem (baldigen ?) Ende auseinandersetzt. Auch da Anna ihr Liad ‚Des harte Leben’ spricht von unverdienten Schicksalsschlägen, die schmerzen. 'Stummfuim’ ist der ganz klassische langsame Blues, ‚Wann I amoi in Himmi auffikimm’ will den Himmel ummodeln und bei Ebay verschachern, ‚Neili früa am Moing’ ist der schwungvolle Schieber für Paare und solche, die es werden wollen.

„Mit offene Knia" ist fast noch besser gelungen als „Sekänd Händ Blues", einfach weil es noch eine Idee weiter unter die Haut geht. Sowohl musikalisch als auch lyrisch. Der Blues ist tot – es lebe der Blues – in bayrisch, in München und überhaupt!

Tracklist:

01 Mit offene Knia 3.30
02 Zum Lacha braucht's an Haufa, zum Woana langt a Zug 5.15
03 Da Blues is' bei mia ei'zog'n 4.04
04 Fensterln im Chat 3.03
05 Scheene Hoamat 3.58
06 Des harte Leb'n 3.10
07 Neili früh am Moing 3.06
08 Da Muihiasl hat's xagd 3.55
09 Wann I amoi in Himme aufikimm 3.55
10 Isardelta 3.59
11 Stummfuim 3.47
12 Tabor Süden 4.07 (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 43:31 Min.

Line Up:

Schorsch Hampel - Xang, Gitarre
Dominik Schindlbeck - Bass
Ferdl Eichner - Blues Harmonica

Gastmusiker:

Dr. Will - Waschbrett & Xang
Klaus Benz - Tasten
Johannes Bruhn - Schlagzeug, Percussion & Xang

Externe Links:

Schorsch & De Bagasch
Label: Mundart Ageh
Vertrieb: Rough Trade

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