„Aufbruch" mit kleinen Hindernissen

26.03.2011 | Konzerte | Keine Kommentare

Traumpfad, Alex Diehl - Peterskirchen, Music Pub - 26.03.2011

CD-Präsentation von Traumpfad im "Ausnahmezustand"

Nachdem alle Arbeiten am dritten Album „Aufbruch" der Peterskirchener Prog-Rocker Traumpfad hervorragend verlaufen waren, der schicke Silberling seit Anfang des Monats endlich in den (virtuellen) Plattenregalen diverser (Online)Händler steht und wohlverdiente verdiente Lobeshymnen unter den Kritikern eingefahren hat, glitzerte ausrechnet zur Release-Show im „Music Pub" ein Wermutstropfen im Erfolgskelch des Quintetts: Bassist Jonny Faggetter hatte kurzfristig, ebenso wie Gastsängerin Anja Lange, eine dermaßen heftige Grippe erwischt, sodass Traumpfad zum ersten Mal in ihrer Karriere „nicht als komplette Mannschaft" auf der Bühne standen und der Bass vom Band eingespielt werden musste.

Musikalisch-technisch recht passabel gelöst, fehlte „Mr. Bassmann" dennoch schmerzhaft auf der Bühne. Zumal in dieser „Light-Version" ausschließlich die Songs vom neuen Album präsentiert werden konnten, da von älteren Songs keine separaten Bassspuren existieren und somit die heißgeliebten Zugaben entfielen. Den Part des „Aufwärmers" übernahm Alex Diehl mit seiner neuen Band.

Doch genug „gejammert", die „gesunden Vier Fünftel" von Traumpfad gaben ihr Bestes und zogen eine professionelle Show durch, spielten sich trotz Allem mit der Klaviatur der Gedanken und Emotionen, die im Gegensatz zu den, mit traumwandlerischer Sicherheit von Matthias Unterhuber domptierten Tasten, keineswegs nur schwarz oder weiß sind. Andi Brandl produzierte in seiner Schießbude nicht auf der Bassdrum ordentlichen Druck, sondern trieb mit atemberaubendem Tempo auch das virtuose Gitarrenspiel von Marko Effenberger ordentlich vor sich her, dazwischen die perlenden Tastenläufe, die sich beispielsweise bei „Sol" und dem Herzschlagstück „Vergebung" ihren eigenen markanten Weg im Fluss der Musik bahnten.

Der „Winterschlaf" - melancholisch und der längste Song der Peterskirchener- „Zwei Seelen" - eine rührend-melodische Liebesballade. „Vater und Sohn" - eine besorgt-hoffnungsvolle Lebensbetrachtung. Dazwischen ein aufrüttelnder „Neuer Weg" und die Offenlegung der „Angstfabrik", in der Menschen mit Furcht unterdrückt und gefügig gemacht werden. Und in all der überzeugenden Ernsthaftigkeit glitzert mit „Viel zuviel" eine Vierminutenperle mit viel Funk und Rock’n’Roll der Siebzigerjahre - ein Quentchen Kool & The Gang mit viel Deep Purple. Und ganz klar, ohne Sänger Flo Huber, der den Einsatz seiner Stimmbänder besser und variabler koordiniert, mit sicherem Gefühl für Groove und passendem emotionalem Ausdruck, ginge gar nichts.

Diehls neue Formation besteht erst seit einigen Wochen, meisterte ihren Debütauftritt jedoch recht professionell, Anfänger sind sie ja alle keine mehr und die Fans verfolgen getreulich jeden Schritt „ihres Alex". Ohne Zweifel ist Alex Diehl mit einer grandiosen Stimme und kompositorischem Talent gesegnet. Dennoch scheint irgendwie noch nicht so ganz klar wohin sein aktueller Weg mit deutschen Texten führen wird. Mit manchen Songs ist ein bisschen wie bei Laith Al-Deen: angenehme Texte, eingängige Melodien, hervorragend anzuhören und trotzdem fehlen ein paar essentielle Trademarks, die den Wiedererkennungswert ausmachen. Anderseits sind da so grandiose und emotionale mitreißend Stücke wie die Akustikballade „Am Ende", die ebenso schlicht wie genial, mal so eben voll ins Schwarze trifft. Mit etwas Geduld und einem gründlichen Ausloten seiner Talente könnte Alex Diehl & Band durchaus der ganz große Wurf gelingen.

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Release-Show Traunpfad @ Chiemgau Online