Rasanter „Aufbruch" in einen schwülen Frühsommerabend
Traumpfad,No Mails - Obing, Gasthof „Zur Post\" - 04.06.2011
Trotz bestem Biergartenwetter hatte sich zu leicht vorgerückter Stunde eine ansehnliche Fanschar in Obing eingefunden (teils auch mit weiteren Anfahrtswegen) um mit den Progressive Rockern Traumpfad und den No Mails die Kleinkünstbühne von John Gonzalves ordentlich zu rocken, was sich als ordentlich schweißtreibendes aber auch recht fröhliches Unterfangen erwies.
Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Bassist Jonny Fagetter bei der Albumpremiere Ende März gab es nun zum ersten Mal die komplette Show inklusive Lichteffekten und Videoeinspielungen. Das Video zum instrumentalen Opener „Aufbruch" zeigt neben Konzertausschnitten, in schnellen Schnitten wie die fünf „Traumpfadler" zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten aufbrechen, laufen, Hindernisse überwinden um sich am Ende rechtzeitig an einem bestimmten Punkt zu treffen um den Weg von da an gemeinsam fortzusetzen.
Romantische und nachdenkliche Texte über das Erwachsenwerden, Vater-Sohn- aber auch (glückliche) Liebesbeziehungen und neue Wege die zu neuen Zielen führen stehen im Wechsel zu kritischen Stücken wie die „Vergebung", in der es um Kriege und religiösen Fanatismus geht, oder die „Angstfabrik" deren druckvolle Drums und sägenden Gitarren und jaulenden Keyboards zusehends nervös und unruhig machen und symbolisieren, wie der Mensch durch beständig geschürte Ängste „kleingehalten werden soll, unfähig zu reagieren und sich angemessen gegen bestimmte Dinge zur Wehr zu setzen". Auch live genial und ohne Längen kommt der mit rund 17 Minuten längste Song des Albums „Winterschlaf" im Wechseln von eindringlichem Gesang mit ausladenden Instrumentalpassagen hervorragend zum Tragen.
Mit dem „Pfad" und „Papa Peyote’s Tanz" gab es nach langer Zeit endlich auch mal wieder Lieder vom selbstbetitelten Debütalbum. Dabei fehlten eigentlich nur noch die Guestvocals von Jazzeuse Anja Lange zum perfekten Glück. Die Zugabenrunde eröffneten „Die Kreise schließen sich" in voller Länge inklusive meditativem Video. „Octopussy Äther" ist eins der ältesten Instrumentalstücker der Band, mehr als zwölf Minuten abgefahren-verzaubernde psychedelisch-spacig-progressive Meditation, heiß geliebt von den Fans und den Musikern und natürlich holte „der Flo" zum großen Finale den Hammer von der Decke, sprich er schnallte sein Akkordeon um und sang, schmetterte und kreischte gemeinsam mit den total durchgeschwitzten Fans den Refrain von „Hocus Pocus" in den heißen Saal.
Wie von Traumpfad nicht anders gewohnt agierten die vier Musiker wieder professionell, umsichtig und mit viel Leidenschaft. Der groovende Bass von Jonny Fagetter und das vielschichtige und vielgesichtige Gitarrenspiel von Marko Effenberger spannte in Wechsel und Ergänzung mit den teild dominierenden Synhtie- und Keyboardpassagen von Mathias Unterhuber, weite Melodiebögen auf den sich Sänger Flo Huber bequem tragen ließ, sang, schrie, kreischte, brüllte und mit samtener Stimme streichelte, vorwärts und rückwärts, rauf und runter getrieben von Andi Brandls druckvollen Schlagwerkspiel . Ein paar kleine Ruckler in der Technik wurden hervorragend und professionell mit einigen groovigen Jam-Passsagen überspielt , aber das ist halt Live und auch große Bands wie Pink Floyd hatten gelegentlich mit den Tücken der Technik zu kämpfen.
Als Vorprogramm machten die sympathischen No Mails mit ihrem Mix aus Alternative und Grunge Rock eine gute Figur. Sie spielten überwiegend Songs vom aktuellen Album „Another Way". Dabei ging die Party nicht nur bei „Change Your Mind", sondern auch mit einer witzigen Coverversion des „Wild Rover" richtig ab. Eine besondere Note erhielt die Show durch mehrmalige Gastauftritte eines junges Musikers, der an diesem Abend seinen Junggesellenabschied feierte.
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