Up In Smoke Vol. III - München, Feierwerk

10.11.2011 | Festivals | Up In Smoke Vol. III - München Feierwerk | Keine Kommentare

Einsame Machinen und experimentierfreudiges Karma

Kalt war‘s, windig und neblig und der nächtliche Ritt über die Autobahn gen München absolut kein spaßig-erholsamer Trip, und doch war jeder einzelne gefahrene Kilometer Gold wert. Denn am Ende erwartete uns im „Feierwerk" die dritte Auflage des „Up In Smoke-Festivals" mit vier ebenso grandiosen wie unterschiedlichen Bands aus den unergründlichen Tiefen der Psychedelischen und Stonerrockigen Ozeane.

Nicht ganz glücklich gelaufen ist die Sache mit der „zeitlichen Verwirrung", denn es kursierten unterschiedliche Einlass- und Beginnzeiten, was zur Folge hatte, dass das Samsara Blues Experiment eine knappe Viertelstunde früher beginnen musste, während die meisten Besucher noch mit „Ankommen" beschäftigt waren. Diesem Umstand und der ohnehin etwas undankbaren Rolle des Openers ist es wohl auch geschuldet, dass das an sich sehr ansprechende Set des Berliner Quartetts beim Publikum nicht immer wirklich in die Tiefe ging. Und ganz ehrlich: „Doors 20 Uhr, Beginn 20.15 Uhr" ist nicht gerade der ideale und normalerweise auch nicht übliche Zeitablauf. Bissl knapp gewesen das Ganze. Für mein Teil kann ich nur sagen: „Puh, das war knapp...", Bilder waren zwar im Kasten, aber um die exotische Aromamischung von Stoner, Blues und Orient absolut genussfähig zu entfalten war das Set in der herrschenden Unruhe ein bisschen zu kurz. Nunja, ein triftiger Grund, sich das „Experiment" auf jeden Fall nochmal anzuschauen.

Dafür stießen die norwegischen Blues-Stonerrocker Lonely Kamel die Festivalbesucher im mittlerweile mehr als gut gefüllten „Hansa 39" mit ihrem ohrenbetäubenden Sound ordentlich in die Puschen und traten ihnen voll in den Allerwertesten. Allerdings auch zu Recht, denn der harte rotzig-dreckige Stonerrock der Nordlichter ist definitiv für die Bühne gemacht und zündet aus der Konserve gefühlte fünfzig Prozent im Vergleich zum Live-Erlebnis. Neben dem musikalischen Tritt in den Bauch war da natürlich auch noch des „optische Zuckerl" in Form eines grandios posenden Lukas Paulsen und auch das „lebendige" Drumworking von Espen Nesset war nicht zu verachten.

An Startnummer drei und Platz zwei in der Bestenliste des Abends landeten die Aschaffenburger My Sleeping Karma, die mit ihrem beinahe sphärischen Instrumental-Psychedelic das Publikum eine gute Stunde richtiggehend hypnotisierten und mit ihren mantraartigen, indisch angehauchten Stücken in eine andere Dimension beamten. Dafür ernteten sie verdientermaßen nahezu erdbebenartige Begeisterungsstürme, die ihnen selbst mehrfach ein ungläubiges und zugleich hocherfreutes Kopfschütteln entlockten. Kein Halten mehr für die Fans gab es beim neuesten Song „Flozirkus", der entgegen der Meinung eines Freundes bewies, dass My Sleeping Karma sehr wohl fliegen können, sogar ziemlich hoch und nicht nur Live on Stage.

Der absolute Überflieger und würdige Headliner des Abends allerdings war das Rotterdamer Psych-Trio The Machine. Trotz ihrer jungen Jahre sind die Niederländer in musikalischer Hinsicht schon ziemlich trocken hinter den Ohren und haben bereits zwei recht ansehnliche Alben abgeliefert. Mit „First Unique Prime" fuhren sie gleich zu Beginn des Sets ein ziemlich starkes Geschütz auf, eigentlich ihr Meisterstück an filigranen und zugleich im wilden Wechsel wirbelnden Soundwänden und wabernden Effekten. Auch wenn sich leider die Reihen schon etwas gelichtet hatten – den verbliebenen Fans dürften angesichts des käseländischen Spielrausch ganze Wellenbrecher von Gänsehäuten über die Rücken gelaufen sein. Mit dem neuen Stück „Moonward" als krönendem Abschluss war leider nach einer guten Stunde schon Ende des Psych-Märchens. Die Musiker warens aber scheint’s zufrieden mit dem Abend, das Publikum ohnehin glücklich, was den etwas ungemütlichen Heimweg ungemein erleichterte.

Achja, und kleiner Gag am Rande: Das Tourleben ist anstrengend und mühevoll, bequeme Kleidung daher oft unerlässlich. Stellt sich die Frage, ob auch auf der Bühne vonnöten. The Machine-Basser Hans van Heemst hatte deshalb wohl beschlossen aus der Not eine Tugend zu machen und „mal eben so" einen neuen Trend zu kreieren, der ihn auf jeden Fall und abseits seiner guten musikalischen Leistung ebenfalls „gut ins Gespräch" brachte: Graue Jogginghose, lässig in Ringelsocken gesteckt und mit tomatenroten Crogs als modisches Accessoire garniert...

Setlisten (ohne Gewähr und Garantie auf Vollständigkeit)

My Sleeping Karma:
Neuer Song ???
Enigma
Drannel
Ahimsa
Lakshmi
Tamas
Flozirkus (?)
Hymn
Glow


The Machine:
First Unique Prime
Solar Corona
Kneiter
Medulla
Jam No. Psi
Aurora
X (Moonward)

Externe Links:

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