Neujahrskonzert mit Die Herren Wunderlich
01.01.2019 | Kulturelles | Keine Kommentare
Wenn ich vergnügt bin fährt die Oma im Hühnerstall Motorrad
Die Herren Wunderlich sind nur ein kleines bisschen älter als das NUTS. Während „Die Wunderlichen" in den letzten Tagen ihres 20-jährigen Jubiläums schwelgen, schickt sich das NUTS an selbiges anzutreten. Ein schöner Anlass also diese „Zwischenphase" für ein erneutes Konzert zu nutzen. Über 40 Mal sind Die Herren Wunderlich schon im NUTS zu Gast gewesen. Im Advent, an Neujahr, zum Muttertag – oder auch „einfach so" unterm Jahr. Im klassischen, bewährten Trio, zusammen mit dem Satiriker Ernst Jani, aber auch mit der Koasa Combo und dem La Rose Rouge Ballhaus-Orchester haben sie die Herzen der Besucher erfreut und die Lachmuskeln strapaziert – oder trainiert – je nachdem. Dass dabei angesichts eines Liedrepertoires von rund 150 Liedern jedes Konzert ein Unikat wird, versteht sich fast von selbst.Aus diesem Füllhorn dann für einen Abend 20-30 Lieder auszuwählen fällt auch den sympathischen Tenören nicht immer leicht. Schließlich hängt auch ihr Herz daran, und jeder hat so seine Lieblingsstücke, nicht nur die Besucher. Und freilich lässt es sich fast nicht vermeiden, dass der eine überglücklich seinen Favoriten zu hören bekommt, und ein anderer sagt, da fehlt aber noch einer. Auf seine Kosten kommt an diesen Konzertabenden jedoch jeder, denn die Bandbreite aus Schlagern, Chansons und Evergreens der 1920er bis in die 1960er Jahre ist enorm und bietet für jeden Geschmack etwas.
Der Mensch braucht Rituale und liebt seine Gewohnheiten. Dazu gehört im NUTS natürlich einer jener Klassiker, die für eine bestimmte Zeit stehen. Wie das Neujahrskonzert mit den Herren Wunderlich, das klassische Ende des alten Jahres und zugleich der Startschuss in ein neues. Mit Musik, Stand Up- Comedy und improvisierten Sketchen und Dialogen machen die drei fidelen Trioler alles vergessen, was nicht so gut gelaufen ist, und machen Mut optimistisch und voller Zuversicht in ein neues Jahr zu gehen. Denn Musik und Lachen ist die beste Medizin.
Die Damenwelt wurde von jeher umschwärmt und gerne besungen. Ameliè, Elisabeth, Ruth, Lulu, Veronika und wie sie alle heißen – ihnen widmeten die Komponisten von einst schmachtende Weisen. Aber auch ihre Gliedmaßen brachten die Gemüter in Wallung. Schöne Knie, lange gerade Beine, unfreiwillig verdeckt „von einem schönen langen Kleid". Lieder zum fröhlichen Mitmachen. Die beschwingten Hits von Conny Francis und Caterina Valente bestärken das Publikum im kollektiven Miteinandersingen, wie die bisweilen leicht frivolen Texte der Comedian Harmonists aus den zwanziger Jahren. Aber auch andere große Damen haben es ihnen angetan. Zarah Leander und Marlene Dietrich, Sängerinnen, Schauspierinnen und Stilikonen der Nachkriegszeit, großartige Chansonnieren, deren ernsthafte und nachdenkliche Lieder bis heute unter die Haut gehen.
Natürlich darf auch eine gscheide Gaudi nicht fehlen. Heitere Anmoderationen, improvisierte Dialoge, die bisweilen abenteuerliche Wendungen nehmen, spontane Sketche mit (gewollten und nicht gewollten) Andeutungen zu bekannten Sketchen und lustigen Begebenheiten sind gewissermaßen das Salz in der Liedersuppe. Und Refrainzeilen wie „ene mene ming mang ping pang ene mene acka wacka eia weia weg!" aus dem Oldie „Wenn ich vergnügt bin, muss ich singen" bringen nicht nur Georg Ankers Zunge beinahe zum Verknoten. Herbert Oberhofer legt zur allgemeinen Erheiterung mal wieder ein Ei zu „Ich wollt, ich wär ein Huhn" und Josef Hacklingers ungemein ansteckendes keckerndes Lachen wenn die Oma im Hühnerstall Motorrad fährt führt beim Publikum zu Schluckbeschwerden. Besonders angetan hat es den „Wunderlichen" wie auch den Besuchern stets der alte Lederreisekoffer mit den analogen Geräuscheutensilien für filmreife Darbietungen. Auch wenn sich die drei heuer so einen „komischen Computer, der schöne, aber künstliche Geräusche macht, die bis zum großen Orchester glangen", geht einfach nix über das „Wischperl", die große Holzklappe und diverse Pfeiferl, Blechschilder und die unvermeidliche Papiertüte, die eh nie platzen mag.
Wenn es dann heißt „Gib mir den letzten Abschiedskuss" kehrt unweigerlich eine leichte Melancholie ein. Ist doch schon wieder ein unterhaltsamer und beschwingter Abend zu Ende. Die Trauer hält jedoch nicht lange, denn das beste kommt bekanntlich zum Schluss. In dem Fall drei Zugaben aus dem Best Of-Repertoire auf Zuruf: der grüne Kaktus, das Huhn ohne Aufgabe und die Oma, die mit ihrem Motorrad selbiges sauber aufschreckt sind der finale Ausklang eines fröhlichen Jahresstarts.