Helmfried von Lüttichau - Plugged - ein Soloprogramm

15.10.2020 | Kulturelles | Keine Kommentare

Karl Valentin meets Hanse Staller

Mit der Rolle de Hanse Staller ist Helmfried von Lüttichau an der Seite von Bully Parade-Star Christian Tramitz quasi über Nacht berühmt und inzwischen zur Kult-Figur geworden. Nun geht es da schon seit einem Weilchen „ohne Staller" weiter, da Lüttichau sich gerne auch noch anderweits betätigen wollte. Konkret: eine ernsthafte Rolle als Dr. Georg Stadelmeier in der Reihe „Reiterhof Wildenstein" und sein erstes eigenes Musik-Kabarett-Programm „Plugged", das er an diesem Abend in der Kulturfabrik NUTS erfolgreich vorstellt.

Helmfried von Lüttichau ist bereits seit den 90er Jahren immer in Film und TV zu sehen. Meist in einzelnen Episoden bekannter Serien, vornehmlich die üblichen Verdächtigen erfolgreicher Krimireihen. Ab 2010 tritt der erstmals in einer regelmäßigen Rolle in Erscheinung. Als Martin Ferchert, Vorgesetzter des selbsternannten ‚letzten Machos‘ Henning Baum, der den „Letzten Bullen" Mick Brisgau verkörpert. Der Graf ist also neben dem Theater auch im Fernsehen stets gut beschäftigt. Dennoch ist es die Vorabend-Reihe „Hubert und Staller", die Helmfried von Lüttichau zum öffentlichen Durchbruch verhilft. Der Hanse, liebenswert, tolpatschig und naiv, ist ein stets herzerfrischender Kontrapunkt zu seinem Pendant, dem misanthropischen Franz Hubert (Christian Tramitz) . Mit dem Erfolg bei den Frauen ist es immer so eine Sache, aber ihre Fälle lösen sie immer – irgendwie - mit viel Komik und mehr oder weniger tatkräftiger Unterstützung ihrer ebenfalls chaotischen Kollegen. Bereits hier zeigt sich das Muster auf, auch die Liebe und der Hang zum verqueren Humor Karl Valentins, den Helmfried von Lüttichau auch sehr gekonnt mit hinübernimmt in seine kommende Solo-Karriere als Musik-Kabarettist.

Es ist eine Augen- und Ohrenweide zu sehen wie Helmfried von Lüttichau seine beiden Parade-Rollen bzw. Vorbilder zusammenführt, miteinander verschmilzt. Oft genug schwer zu sagen ist da nun Lüttichau drin oder Valentin oder Staller. Meist von allem etwas. Eine gelungene Verschmelzung kabarettistischer Dreifaltigkeit sozusagen. Auch optisch. Sehr groß und schlank, mit obligatorischem Hut oder Schiebermütze und Anzug, dabei klar etwas eleganter als das Idol, entsteht allein durch Körperbau und Haltung rein optisch ein valentineskes Bild, das vielerorts durch Sprache und den hintergründigen Humor bestätigt und verstärkt wird. In diesem Künstler lebt das berühmt-berüchtigte Münchner Original in einer würdigen Fassung weiter.

Neben der hochdeutschen Muttersprache und dem durch den frühen Umzug nach Bayern angeeigneten bayerischen Dialekt hat sich der sprachbegabte Helmfried von Lüttichau auch alle möglichen weiteren Dialekte von berlinerisch, sächsisch, wienerisch und mehr draufgeschafft und unterhält damit das Publikum mühelos in allen möglichen Charakteren.

Auch musikalisch kommen die Gäste in allerlei künstlerischen stromverstärkten Saitengenuss zwischen Bob Dylan und Herbert Ringsgwandl. In typischem Lüttichau-Understatement holt er sich dazu für einige Stücke seinen „Gitarrenlehrer" Bastian Kraus mit auf die Bühne und lassen es im Duett der Gitarrenhälse ordentlich krachen. Dabei kann von Lüttichau durchaus mithalten, ist er doch seit dem Jugendalter sehr gitarrenaffin und durch seine damalige Band Eduard XIV. erfahren im Musikerbiz.

Fazit: „Hubert ohne Staller" dürfte für manchen Fan etwas gewöhnungsbedürftig sein. Die Frage ob „der Graf" mit seinem mutigen Ausstieg und der Hinwendung zu seiner angeborenen Kabarettleidenschaft „alles richtig" gemacht hat, stellt sich hingegen nicht. Denn mit diesem unterhaltsamen und abwechslungsreichen Abend unter Auslebung seiner Talente und Leidenschaften ist das eh selbsterklärend.