Sam Roberts - Chemical City (CD/2006)

06.04.2007 | Musik | Keine Kommentare

Psychedelic Rock, Brit-Pop, Songwriter, Rock - Lost Highway Records, Universal

Sam RobertsDas CD-Cover von „Chemical City" erinnert spontan an Zeichentrick-Fantasy-Filme wie „Die unendliche Geschichte". Auf der Rückseite des Booklets wird direkter Bezug genommen auf den Song ‚Bridge To Nowhere’, auf die Reste eines Tempals in einer endlosen Ebene, das Eingangstor verziert mit dem magischen Auge. Fantasievoll und psychedelisch gestaltet verführt die Zeichnung unwillkürlich zum geistigen Entwurf eines Fantasy-Märchens.

Irgendjemand hat dem kanadischen Musiker Sam Roberts den Stempel „Songwriter-Pop" aufgedrückt, was den Kern der Sache zwar trifft, zugleich auch meilenweit verfehlt. Denn vom schnöden Mainstream-Pop ist das Quintett aus Montreal eine ganze Ecke entfernt. Natürlich hört man in vielen Songpassagen Einflüsse von ehemaligen und aktuellen Pop-Größen wie den Beatles und Oasis heraus. Dank des gut dosierten Einsatzes einer Hammond-Orgel vergisst man auch Rockbands wie Deep Purple und Uriah Heep im Zusammenhang mit den Kanadiern nicht als Einflussnehmer. Dann gibt es da noch ihre Landleute von Matt Mays & El Torpedo, die in der Bluesrock-Szene gerade enorm angesagt sind und sicher die ein oder andere Idee hinterlassen haben. Matt Mays hat sich auf ‚Uprising Down Under’ mit Gesang und Gitarre sogar als offizieller Gast unverwechselbar verewigt.

Auch der Psychedelic Rock der Rock’n’Roll-Frühzeit, dem Bands und Musiker wie The Byrds, Donovan oder gar in Teilen auch die Beatles, Rolling Stones, Yardbirds und die Doors huldigen findet auf „Chemical City" seinen Platz. Die echte Brücke von Sarnia, Ontario hat eigentlich mit der Brücke des fiktiven „Chemical City" bildlich nicht viel gemein, nicht einmal die Aufnahmen der ersten Brücke aus dem Jahr 1927, , der Blue Water Bridge, die den St. Clair River überspannt. Und doch fühlt man eine gewisse Verbundenheit von Realität und Fiktion. Der dortige Grenzübergang in die Vereinigten Staaten ist einer der meist frequentierten des Landes. Sam Roberts hat ihm mit ‚An American Draft Dodger In Thunder Bay’ sogar einen ganzen Song gewidmet.

Defacto zeichnet Sam Roberts das gelungene Kunststück aus zahlreiche Elemente aus den 60-ern und frühen 70-ern zu verwenden, als die Rockmusik noch in ihren Kinderschuhen steckte, es Begriffe wie Hardrock und Psychedelic noch gar nicht gab, und dennoch völlig modern und fest in der Gegenwart verankert zu klingen. Nach Jahren der unsäglichen Bedröhnung mit allen möglichen Computersamples und Retortenmusik ist es unsagbar erfrischend einmal wieder einem Musiker zu begegnen, der die Einfachheit liebt, der damit zufrieden ist Instrumente wie Gitarren und Orgeln in ihrer reinen Form zu verwenden, ohne künstliches Gezerre.

Mit der Single-Auskoppelung ‚The Gate’ hat Sam Roberts übrigens einen Chartknaller in Kanada gelandet und ist auf Anhieb auf Platz eins gestürmt. Die einzigartige Mischung aus Brit-Pop, Rock und Psychedelic Rock ist also vollkommen hitparadentauglich. Mit dieser Art von Musik spricht der Kanadier nicht nur die Jugendlichen an, nein, auch der vor 1970 Geborene dürfte hier einiges Hörenswertes entdecken.

Tracklist:

01. The Gate 5:58
02. Bridge To Nowhere 3:09
03. With A Bullet 4:00
04. Mind Flood 8:09
05. Uprising Down Under 4:35
06. Mystified, Heavy 4:50
07. An American Draft Dodger In Thunder Bay 3:13
08. The Bootleg Saint 4:08
09. The Resistance 5:13
10. A Stone Would Cry Out 4:40
Gesamtspielzeit: 48:00 Min.

Line Up:

Sam Roberts - Vocals, Guitars, Keyboards, Strings
Dave Nugent - Guitars, Backing Vocals
Eric Fares - Keyboards, Backing Vocals, Acoustic Guitar
James Hall - Bass
Josh Trager - Drums, Percussion

Gastmusiker:

Matt Mays - Vocals and Guitar on "Uprising Down Under"
Danielle Duval - Vocals on "The Bootleg Saint" and "The Resistance"
George "El Condor" Donoso (The Dears) - Additional Drums on "Mind Flood"

Externe Links:

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