Dracones Illuminati - Traunstein, Zum Freiberger - 24.02.2007
Althochdeutsche Zaubersprüche versus Sackpfeife und Metal
Beim Betreten von Babsis „Freiberger" gab es zunächst eine schlechte Nachricht: Mosaik fielen wegen Krankheit des Sängers kurzfristig aus, Ersatz gab es dafür auch keinen. Doch wie immer hat alles zwei Seiten und die Mittelalter-Metaller Dracones Illuminati verstanden es, die ihnen nun alleinigst zur Verfügung stehende Plattform optimal für sich zu nutzen.
Dracones Illuminati sind ein buntes Team aus Altenmarkt, Trostberg und Würzburg. Letzteres mag erklären wo das Zeitproblem für Bandproben und Live-Konzerte liegt. So machte sich zu Beginn des Auftritts eine leichte Unsicherheit aller Protagonisten bemerkbar, die sich im zweiten Teil des Sets aber weitestgehend gelegt hatte. Im Zugabenteil waren die Drachen-Musiker dann so warm gespielt, dass trotz der eigentlich gar nicht lustigen Songthemen beim Publikum so etwas wie ausgelassene Partystimmung aufkam.
Die in den Anfangszeiten der Band noch vorhandene akustische Schiene der Mittelalter-Musik ist mittlerweile zugunsten der metallischen Variante so gut wie vollständig verschwunden. Was aber nicht heisst, das auch das traditionelle Liedgut entfernt wurde – im Gegenteil. Markenzeichen der Dracones sind die Sackpfeife von Harry und die kraftvolle, klare und hohe Stimme von Lilly, die von Henning am Bass, Yuri am Schlagzeug und Azrael an der Drachengitarre „begleitet" oder besser gesagt vervollständigt werden.
Vielmehr nehmen sie sich alter Lieder an und versehen mit einem neuen, wesentlich härteren Gewand, ähnlich In Extremo, Schandmaul, Adaro und Subway to Sally. Zum Beispiel das religiös-propagandistische „Palästinalied" von Walther von der Vogelweide, dem auch In Extremo, Ougenweide und Corvus Corax schon einen eigenen Stempel verpasst haben und dem die „Dracones" einen abermals anderen Kurs verpasst haben. „Totus Florio" oder die Merseburger Zaubersprüche, die in althochdeutscher Sprache ohnehin kaum jemand versteht, die in dieser Liedform aber ausgesprochen extravagant und einprägsam klingen.
Neben diesen Interpretationen klassischen Mittelalter-Liedgutes verfügen die Dracones Illuminati aber auch über ausgezeichnete Eigenkompositionen. „Tödlicher Zauber" ist Ohrwurm bei dem sich Lilly Hillbrechts klare hohe Stimme regelrecht durch den Gehörgang frisst um im Gehirn auch Tage nach dem Konzert noch präsent zu sein. „Tillion Spid" ist ein temporeiches, komplexes Instrumentalstück im Stile von Blind Guardian, das in der Zugabe sogar zum frenetisch abgefeierten Highspeed-Song getrimmt wurde. Damit haben sie auf jeden Fall neue Fans hinzugewonnen. Weiter so und bald wieder, bitte!