Riverside - Second Life Syndrome (CD/2005)

05.04.2007 | Musik | Keine Kommentare

New Artrock, Prog Metal - InsideOut Music/SPV

RiversideDer zweite Output „Second Life Syndrome" der obergenialen Polen RIVERSIDE unterscheidet sich vom Debüt „Out Of Myself" im Wesentlichen darin, dass sie mehr Härte in den Vordergrund stellen. Logische Konsequenz daraus ist die Zurücknahme der psychedelischen Anteile. Das tut der Intensität der Musik im Grunde keinen Abbruch, aber je nach Tagesverfassung vermisse ich diese ‚Realitätsferne’ mal mehr, mal weniger.

Heute zum Beispiel vermisse ich sie mal wieder überhaupt nicht. Mit jedem Ton, den Mariusz Duda singt, gleite ich mehr hinüber in eine entrückte, irreale Welt. Die Melancholie, Einsamkeit, Kämpfe und die manchmal fast verzweifelte Suche nach dem eigenen Ich und dessen Wert ist beinahe körperlich spürbar. Besonders bei mehr akustisch gehaltenen Songs wie ‚Conceiving You’. Diese klare Stimme, die ohne jede Vorwarnung einen krassen Sprung in wüstes Geschrei und düstere Growls verfallen kann, ist schlichtweg grandios. Steven Wilson und Daniel Gildenlöw bekommen hier massive Konkurrenz.

Relativ hart und überwiegend metallisch geben sich ‚Volt-Face’ und ‚Reality Dream III’. Wobei letzterer deutliche Erinnerungen an die Metalseite eines Steven Wilson auf „Deadwing" aufkeimen lässt, gleichzeitig aber auch durch die dynamischen Keyboardstrukturen den Neoprog-Sektor mitbedient. Überhaupt hat sich mit dem neuen Keyboarder Michal Tapaj die Tastenführung etwas verändert. Die Key-Lines arbeiten insgesamt eigenständig, aber dabei sehr songdienlich, drängen sich also nicht da in den Vordergrund wo sie nicht hingehören.

Eine Klasse für sich sind die beiden Longtracks des Albums. ‚Dance With The Shadow’, eher gitarrenlastig angelegt, mit einer netten Zahl an Soli geschmückt, beginnt zunächst verhalten im Akustikstil, steigert sich nach und nach zu mehr Härte um in einem prachtvollen Gitarrengeschwurbel auszuklingen. Der Titelsong ‚Second Life Syndrome’ steht für die atmosphärische Dichte des gesamten Albums, verzichtet aber auf allzu viel Härte und spricht vor allem aus dem suchenden Gesang Marius Dudas, während sich feine Melodiestrukturen von ‚Conceiving You’ in den 15-Minüter einschleichen.

Sagte ich Sieges Even seien die Anwärter auf das „Album des Jahres"? Ja? Ooooh, da kannte ich aber dieses wunderbare Werk hier noch nicht, das auf jeden Fall nahezu ebenbürtig ist. Minimale Abstriche für den Verlust von ein paar Grad Psychedelic, ansonsten ein Meisterwerk der Gefühlsdichte und Melancholie. Die, leicht hoffende, aber immer noch zweifelnde Textpassage im letzten Song ‚Before’ schürt bereits wieder die Spannung auf den letzen Teil der Trilogie ‚I have changed ... started my second life. Is this what I really wanted???’

Tracklist:

01. After 03:31
02. Volte-Face 08:40
03. Conceiving You 03:40
04. Second Life Syndrome 15:40
05. Artificial Smile 05:27
06. I Turned You Down 04:34
07. Reality Dream III 05:01
08. Dance With The Shadow 11:38
09. Before 05:23
Gesamtspielzeit 63:34 Min.

Line Up:

Mariusz Duda - Bass, Vocals
Piotr Grudzinski - Guitar
Piotr Kozieradzki - Drums
Michal Lapaj - Keyboard

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