T - Voices (CD/2006)
Artrock, New Artrock, RetroProg - Galileo Records
So, da liegt es nun, das zweite Album von Thomas Thielen alias T. Da ich weder das Solo-Debüt "Naive" noch seine Vergangenheit als Musiker von Scythe kenne fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Sehen wir uns also "Voices" einfach mal unvoreingenommen an.
Viel Zeit hat er sich für sein zweites Werk genommen, der Herr Thielen - vier Jahre - und Gesangsunterricht heißt es. Herausgekommen ist ein sehr subtiles Konzeptalbum, das von der ersten Sekunde an wechselhafte Stimmungen hervorruft. Eigentlich schon beim Betrachten des Booklets unmittelbar nach dem Auspacken beschleicht mich der Verdacht, dass es nicht ganz einfach werden wird. Der Zusammenhang zwischen den Bildern und dem Inhalt will sich vordergründig erst mal nicht recht erschließen.
Texte, Kompositionen, Arrangements und Einspielen der Instrumente hat T im völligen Alleingang auf die Beine gestellt und dabei musikalisch ein beachtliches Niveau erreicht. Kleiner Kritikpunkt dabei ist das Schlagzeug, das wohl aus dem Computer kommt und entsprechend hohl und klinisch klingt. Was den Gesang betrifft, finde ich ihn teilweise passend, kann mich aber passagenweise überhaupt nicht damit abfinden.
Das beginnt schon mit der eigentümlichen Einleitung des Titelsongs "Voices". Leise klingelnde Becken, synthetische Hintergrundgeräusche und ein düsterer Bass (bei dem mir unwillkürlich Pink Floyds "The Wall" in den Sinn kommt) erwecken eine düstere Vorahnung, die von dem jammervollen Gesang auch noch bestärkt wird. Drei Minuten und 35 Sekunden dauert diese Düsternis bevor eine Gitarre endlich etwas Licht ins Dunkel bringt und nach weiteren 30 Sekunden elektronischer Beat mit etwas mehr Geschwindigkeit nach vorne drängt. Und da passt dann auch die Stimme, die sich vom Gejammer zu 'echtem' Gesang gewandelt hat.
Dem Vergleich mit Peter Gabriel stimme ich dennoch nur bedingt zu. Da ich Marillion während der Steve Hogarth-Ära den Rücken gekehrt habe, kann ich auch zu diesen Anspielungen eher wenig beitragen. Allerdings neige ich ohnehin eher zu der Behauptung, dass "Voices" nicht wirklich in eine der gängige Schubladen gepackt werden kann. Und schon gar nicht in die des Neo Prog, auch wenn hier die Keyboards eine dominante Position einnehmen.
Die verfremdete Stimme nimmt dem balladenartigen "August In Me" etwas von der melancholischen Hintergrundstimmung. "Party Piece" verkörpert zunächst ein leicht verfrickeltes Aufbegehren, das mit zunehmedem Verlauf des Songs wieder in eine resignierende Stimmung zurück zu verfallen scheint. Nach all der Düsternis wirkt "Septic" sehr lebendig, funkig und etwas aufgekratzt. Eine Mischung aus wilden und akustischen Gitarrenlines. Hmm...Roine Stolt und die Flower Kings? Gleich darauf glänzt mit "Faith" ein elektronisches Prachtwerk.
Gegen Ende von "Voices" werden die Tracks immer länger, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob es zum Beispiel "Ghosts" wirklich gut tut bis auf knappe neun Minuten gedehnt zu werden. Andererseits bieten gerade die letzten drei Minuten eine etwas jazzige Passage, die die vorherrschende Melancholie und Düsternis von "Voices" wieder relativiert.
In der Summe würde ich sagen: Hier begegnen sich Artrock, Retroprog, Independent und ein guter Schuss (Elektronik) Pop, die abgesehen von gelegentlichen Gesangsschwächen, eine vielschichtige und wohldurchdachte Mischung ergeben. Es ist allerdings keine Scheibe, die sich einem sofort erschließt, sondern einiges an Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Doch es lohnt sich.
Anspieltipps: "August In Me", "Septic", "Faith".
Tracklist:
01. Voices 6:04
02. August In Me 4:50
03. Party Piece 5:34
04. Still 7:03
05. Septic 6:25
06. Faith 6:08
07. Second Thoughts 6:21
08. After 4:53
09. Curtain Call 8:12
10. Forget Me Now 9:02
11. Ghosts 8:28
Gesamtspielzeit 73:00 Min.
Line Up:
T - Gesang, Instrumente (alle)
Externe Links:
TGalileo Records