Angelika Dolores Nistler auf dem Jakobsweg - Chieming - Pfarrsaal - 30.03.2007

30.03.2007 | Kulturelles | 2 Kommentare

Von Vachendorf nach Santiago de Compostela - Abwechslungsreicher Bericht einer Pilgerin in Wort, Bild und Musik

Bei Vorträgen von Angelika Dolores Nistler bekommt das Schema „Bild & Ton" ein neues Gesicht wie das Thema „Jakobsweg" deutlich zeigt. Die Religionspädagogin aus Vachendorf ist keineswegs „nur" eine Theoretikerin, sondern ist Abschnitte des Jakobsweges mehrfach gepilgert. Davon berechtete sie sehr anschaulich. Ebenso von der Geschichte und den Mythen der Entstehung des Jakobswege, der im Mittelalter der wichtigste aller Pilgerwege war um unerklärlicherweise in späteren Jahrhunderten nahezu vergessen zu werden. In den 70-er Jahren des vergangen Jahrhunderts wiederentdeckt erlebt der uralte Pilgerweg heute einen nie dagewesenen Boom. Alte Wege wurden restauriert, Herbergen erneuert und neue kamen hinzu.

Auch über den südostbayerischen Jakobsweg berichtet Frau Nistler im ersten Teil ihres Vortrages im Chieminger Pfarrsaal, dem zahlreiche interessierte Zuhörer gespannt lauschten. Und davon, dass uralte Aufzeichnungen heimischer Archive dafür sprechen, dass Bernhaupten und sein Kirchlein „St. Jakobus" wohl einmal eine Raststation für Pilger auf dem Weg nach Santiago de Compostela gewesen ist. Der erste Teil des Abend gehört der Theorie, den Worten, der zweite den Bildern, sowohl von der Jakobuskirche in Bernhaupten und dem Jakobsweg in Spanien.

Angelika NistlerAngelika Nistler ist nicht alleine bei ihren Vorträgen, sie hat ein „Team" dabei. Da ist einmal der „Pilger", bekleidet mit Umhang, Hut, Stab und allem was der klassische Pilger benötigt. Die moderne praktische Ausrüstung unterscheidet sich gar nicht so sehr von der früheren wie die Puppe zeigt. Dann ist da der Jakobus. Gefertigt aus Schwemmholz von der Hirschauer Bucht und nach romanischer Vorlage von Bettina Wagner bemalt, die ebenfalls anwesend ist und zusammen mit Jochen Nistler die musikalische Untermalung der Bilder übernommen hat. Jochen Nistler hat dem romanischen Jakobus ausserdem seine Stimme geliehen und erzählt von dessen Erlebnissen in der Ich-Form und somit aus einem etwas anderen Blickwinkel als dem der Bibel.

Der „Camino Primitivo" ist ein für viele Jahre fast vergessenes Verbindungsstück zwischen den Küstenweg und dem Camino Frances und führt von Oviedo nach Lugo. Diesen hat Angelika Nistler beschritten, dann weiter bis nach Santiago de Compostela, dem wichtigsten Ziel des Weges und danach noch bis ans „Ende der Welt" nach Finesterra wo sich wilde Wellen an der Felsenküste brechen. Es ist ein beschwerlicher Weg, aber einer der sich lohnt. Es ist ein manchmal sehr einsamer Weg, aber einer der zum Beispiel frühmorgens Einblicke in traumhafte Bilder einer Landschaft abseits der Hauptwege gestattet. Der Teil des Weges, der die Einfachheit spiegelt, jahrhundertealte Gebäude, unbeeinflusst von der maurischen Architektur, die die prunkvollen Kirchen und Klöster an den Hauptpunkten dominierte und die man oft auf den Bildern zu sehen bekommt.

Der "Camino Primitivo" ist ein ruhiger Pilgerweg der Raum lässt für Besinnung und Gebet, für das eigene Ich. Sehr geschickt verstand es Anglika Nistler die Bilder mit dezenter Musik für sich sprechen zu lassen, Lust und Interesse zu wecken für den Jakobsweg und seine bewegte Geschichte.