Antiquus - Ramayana (CD/2005)
Progressive Power Metal - Eigenproduktion
Beim Debüt der Kanadier von ANTIQUUS scheint vordergründig nichts wirklich zusammenzupassen und dennoch ist es nahezu perfekt gelungen. Ihr selbstbewusster Slogan „All the world is a stage - and here is the opening scene..." spricht Bände (und entbehrt wohl nicht eines gewissen Wahrheitsgehaltes). Das offizielle Bandfoto zeigt fünf Musiker in schwarzen Lederjacken, die irgendwie ein wenig nach altmodischem 70ies-Rock aussehen. Besonders Frontmann Jesse White erweckt den Anschein, als wäre er gerade dem Visagisten von Bruce Springsteen in die Hände gefallen. Doch wer aufgrund des Outfits einen „Born-in-the-USA-Verschnitt" erwartet, ist vollkommen falsch gewickelt.
ANTIQUUS stehen für einen schrägen, selbstbewussten und abwechslungsreichen Mix aus altem 70er und 80er Hardrock, Power- und Nu Metal und epischem Progressive Metal. Iron Maiden, Scorpions, Slayer, Iced Earth und Pagan’s Mind im Wettstreit mit Evergrey, Magellan, Kino sowie epischen und balladesken Dramaturgien a la David DeFeis oder Nightwish (natürlich ohne die schöne Tarja). Eine immense musikalische Bandbreite also, in bis dato nie gehörter Kombination. Aufgenommen in der Ur-Besetzung (davon noch dabei: Jesse White, voc. Scott Unger, Bass und Andrew Bak, drums) wollen die Jungs aus Vancouver nach dem Wechsel der Gitarristen (neu: Geoff Way und der blutjunge Trevor Leonard) endlich raus auf die Bühnen der Welt und ihr Debüt auch live vorstellen.
Ein dickes Plus von ANTIQUUS ist Sänger/Shouter Jesse White, der Mann mit umfassender Gesangsausbildung und gewaltigem Stimmorgan. Sein Spektrum umfasst so ziemlich alles zwischen klassischem Gesang und Todes-Gegröle. Aufgrund des auffällig tief gestimmten und sehr hart gespielten Viersaiters wirken die Songs vordergründig oftmals recht basslastig. Bei genauerem Hinhören stellt sich jedoch schnell und deutlich heraus, dass die Basslinien oft genug ein hervorragend bereiteter Untergrund für die Melodieführung der beiden Gitarren sind. ‚Empire Rising’ trägt deutliche Spuren Iced Earthscher Einflüsse mit sich, lupenreiner Power Metal.
Kernstück ist das 60minütige Epos in sechs Teilen „Ramayana", eine märchenhafte Erzählung über Indiens Geschichte der Bazare und Paläste, Menschen und Götter, Liebe, Ängste und der Suche nach dem zukünftigen (König)Reich. Im akustischen ‚Part I – Anodha’ dominieren mehr die ruhigen, exotischen Melodien und Töne der Sitar. Die ‚Parts II – VI’ teilen sich brüderlich die Metal-Genres. ‚Part II - Anodha’ steht für das eindringliche Epos, ‚Part III – The Hunt’ erinnert an Iron Maiden und „The Bruce" Dickinson. Weiterer dringender Anspieltipp: der epische Longtrack ‚Battle Of Eylau’! Verhaltener Beginn – eine Gitarre, leise Drums, ein paar Hintergrundgeräusche – dann die Drohung des überaus metallischen Basses plus fettem Gitarrenriffing – Nu Metal-Attacken provozieren den Urschrei des stimmgewaltigen Jesse White. Ein ausgiebiges Gitarrensolo fügt sich perfekt in die Songstruktur. Einfach genial. Die Repeat-Taste ist schon gedrückt.
Tracklist:
01. Empire Rising 4:27
02. Chanceling 5:34
03. Tanlin Bridge 5:30
04. Battle Of Eylau 11:13
Ramayana - An Epic In Six Parts
05. Part I - Ayodia (sitar intro) 1:06
06. Part II - A Beautiful Stag 6:02
07. Part III - The Hunt 4:08
08. Part IV - Hanuman 4:11
09. Part V - Sri Lanka 5:52
10. Part VI - He Who Makes The Universe Scream 10:56
Gesamtspielzeit: 59:03 Min.
Line Up:
Scott Unger - Bass
Jesse White - Vocals
Andrew Bak - Drums
Trevor Leonard - Guitar
Geoff Way - Guitar