Venturia - The New Kingdom (CD/2006)

27.03.2007 | Musik | Keine Kommentare

Prog Metal - Lion Music

Also, vom klassischen Prog Metal der üblichen Verdächtigen wie Evergrey, Symphony X, Fates Warning und dem allseits bekannten Traumtheater sind die Franzosen von VENTURIA meilenweit entfernt, bedienen diese Musikschiene aber mit durchaus guter Qualität. Insofern stimme ich der Aussage „New Prog Metal Sensation from France" durchaus zu.

Diese abgefahrene Art wilder Stilmixturen ist mir in dieser Art auch schon sehr lange nicht mehr begegnet. Schwierig wird es aber, versucht man die Musik auseinander zudividieren und zu beschreiben. Klassischer Prog Metal und frickeltechnische Spielereien a la Dream Theater (also doch, haha....), , eine Prise Neo Prog, Pop der 80ies a la Roxette (ach ja, ach nein, hmm.. dochdoch.... und auch wieder nicht, weil komplett neu ausstaffiert), Funk und Metal, der ebenfalls aus den 80ern herübergerettet und runderneuert scheint. Irgendwie klingt vieles altbekannt und vertraut und doch auch wieder nicht. Unversehens gerät man ins Grübeln, welche Dekade des vorigen Jahrhunderts da nun jeweils gestreift wird. Na ja, die letzten beiden auf jeden Fall, soviel ist sicher.

Drummer Diego Rapacchietti, der zuvor auch schon für Bands wie Zero und BPM getrommelt hatte, fungierte zusammen mit Gitarrist Charly Sahona zum Millenniumsjahr als Bandbegründer. Mit Lydie Robin haben VENTURIA eine klasse Frontlady, die mit ihrer klaren und doch druckvollen Stimme auch die höheren Passagen hervorragend bewältigt ohne ins Kreischen abzudriften. Die Gastvocals des New Yorkers Marc Ferreira sind die perfekte Ergänzung dazu. Besser und harmonischer geht es eigentlich kaum noch. Mit Kevin Godfert, der als Tastenmann seiner eigentlichen Band Adagio vom „Castle of Pagan" als bester Keyboarder des Jahres 2004 gekürt würde, haben die Franzosen einen weiteren hochklassigen Gastmusiker an Bord geholt.

‚New Kindom’ macht es einem schon nicht leicht in Sachen Analyse. Zunächst als Opener neoproggige Keyboardklänge, dann eine progmetallische Gitarren- und Drum-Frickeleinlage, die sich durch den ganzen Song zieht, bunt angemalt von funkigen Basseinlagen. Darüber Gesang, der eine wilde Mischung aus Bon Jovi und Princess zu sein scheint (Hilfe, meine Mainstream-Rock-Vergangenheit holt mich gerade mit Siebenmeilenstiefeln ein...). So kann Prog Metal also auch aussehen.......

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen ‚The Unholy One’ ist ein Song des schwedischen Duos Roxette – zu Beginn und dazwischen, die restlichen Lücken werden mit fetten metallischen Gitarrenwänden gefüllt. Dasselbe Schema „F" passt auch für ‚Words Of Silence’, nur dass sich die Geschichte mehr in der Funk-Rock-Ecke mit zweistimmigem Gesang abspielt. ‚Take Me Down’ ist der soundtechnische Durchhänger des Albums. Zu viele mittelprächtige Pop-Plagiate mit vermeintlichem Metal drapiert – einfach kitschig und albern. Das können VENTURIA sehr viel besser.

Das Instrumental ‚Candle Of Hope Through A Night Of Fears’ verkörpert dann technische Prog Metal-Vollendung, wie man sie gemeinhin mit dem Traumtheater aus Übersee verbindet, die Klasse der Amis fehlt halt noch ein kleines bisschen. Zwei echte Highlights hat „The New Kingdom" zu bieten. Zum einen die wunderschöne und eingängige Halbballade ‚Walk On To The Daylight’, die eine Kombination aus Al Stewart, frühen Genesis und einem jungen, überaus talentierten Musiker aus der Stadt der Engel namens Phideaux darstellt.

Zum anderen ‚Fallen World’ als Neo Prog und Prog Metal-Kombination mit Funk-Passagen, die zu sehr an ‚Baby Love’ von Mother’s Finest erinnern um nur Zufall sein zu können. Trotzdem – in dieser Aufbereitung eine sehr interessante Sache, die auch noch in ein paar kurzen Passagen mit orientalischer Musik eine weitere Ähnlichkeit aufweist. Nämlich die mit den Death-Prog-Metallern Orphaned Land aus Israel. So kann Prog Metal also auch aussehen, mal schauen ob und wie sich das weiterentwickelt.......

Tracklist:

01. New Kingdom 5:31
02. The Unholy One 4:09
03. Words Of Silence 5:56
04. Take Me Down 4:15
05. Fallen World (Is There A Reason?) 6:13
06. Walk On To The Daylight 4:14
07. Candle Of Hope Through A Night Of Fears 6:05
08. Dear Dead Bride 8:22
Gesamtspielzeit: 44:49 Min.

Line-Up:

Marc Ferreira – Vocals
Lydie Robin – Vocals
Charly Sahona – Guitars
Kevin Codfert – Keyboards
Thomas James – Bass
Diego Rapachietti – Drums

Externe Links:

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