Roine Stolt - Wall Street Voodoo (Do-CD/2005)

06.06.2007 | Musik | Keine Kommentare

Blues, Jazzrock, Rock, Retro-Prog - InsideOut Music/SPV

Von einem Solo-Album eines Musikers erwarte ich in der Regel, dass er sich dabei in einem Genre austobt, das im „normalen" Bandgeschehen zu kurz kommt. Das ist ROINE STOLT zu einem Gutteil auf „Wall Street Voodoo" auch gelungen. Allerdings ist er so sehr der „Floki"-Prägende, dass er dem einfach auf Dauer nicht entfliehen kann und sich deswegen auch die Flower-Kingschen Trademarks immer wieder ihre Bahn brechen. Dennoch hat „Wall Street Voodoo" recht wenig mit Prog zu tun.

Vielmehr geht es hier um eine Hommage von Mr. Stolt an die Musik der ausgehenden 60er und frühen 70er Jahre. Blues, Rock, Funk, Jazzrock, Fusion, AOR und Southern Rock und auch Pop, alles was in den Jugendtagen des Musikers angesagt war und ihn nach eigenen Aussagen stark geprägt hat. Eine Zeit in der er sich „als 13jähriger von einer Welle kreativer musikalischer Power überrollt" sah. Klar gibt es auch etwas Psychedelic als Relikt aus Woodstockzeiten und die gewohnten Retro-Prog-Strukturen. Hier geben sich quasi Fleetwood Mac, Cream, Jimi Hendrix Experience, Beatles, Allman Brothers, Jefferson Airplane, Frank Zappa, Grateful Dead und viele andere, denen sich die Anhänger der Hippie-Fraktion verbunden fühlen, im übertragenen Sinne die Türklinke in die Hand.

Am besten gelungen sind Mr. Stolts Longtracks jenseits der 6-7 Minutengrenze, während die längenmäßig darunter liegenden Songs hin und wieder ein klein wenig den Charakter von Füllmaterial aufweisen. Für sein Solowerk hat Stolt wieder einmal tief in die Starkollegenkiste gegriffen. Der Ex-Floki-Drummer Hasse Bruniusson ist ebenso mit von der Partie wie der aktuelle Floki-Schlagwerker Marcus Lillequist, der sich auch auf dem Solowerk von Floki-Mate Tomas Bodin bereits ausgetobt hat. Auch Ex-Spock’s-Beard und Transatlantic-Kollege Neal Morse bringt sich hier wieder mit ein. Im Allgemeinen hat Roine Stolt den Gesang auf dem Album schon seinen Fähigkeiten und seiner Stimmlage angepasst. Hin und wieder wünsche ich mir trotzdem mehr von Neal Morses schöner Stimme und dafür etwas weniger Gesäusel. Ein großes Geheimnis wird um drei weitere Gastmusiker gemacht. Gonzo Geffen (Percussion, Congas), Slim Pothead (fast alle Tasteninstrumente) und Victor Woof (Bass) dürfen angeblich aus Vertragsgründen ihre wahren Namen nicht enthüllen.

Tja, ein Fall für „Wer wird Millionär"? Egal! Herausgekommen ist ein angenehmes, qualitativ hochwertiges Bluesrockalbum, relaxt und interessant – leider aber ohne großen unvergesslichen Ohrwurm, der einen mal so richtig vom Hocker reißt. Die Melodien sind eingängig und bestens geeignet zum „nebenbei hören" und mitwippen. Leider fehlt dem Ganzen manchmal etwas auflehnender, protestierender Rotz und Härte – und so Leid es mir tut – auch die emotionale Tiefe betreffend kratzt es zu sehr an der Oberfläche. Ich vermisse stilistische und emotionale Ausreißer im Stile von Ten Years After oder Led Zeppelin. Dennoch ist „Wall Street Voodoo" ein Album, das sowohl das Gros der Floki-Fans ansprechen, als auch die Bluesrockfans begeistern kann. Einen intensiven Hörtest ist es auf jeden Fall wert.

Anspieltipps:‚The Observer’, ‚Dirt’, ‚People That Have The Power To Shape The Future’, ‚Spirit Of The Rebel’.

Tracklist:

Disc 1
01. The Observer 11:10
02. Head Above Water 5:27
03. Dirt 8:15
04. Everyone Wants To Rule The World 4:08
05. Spirit Of The Rebel 6:10
06. Unforgiven 2:58
07. Dog With A Million Bone 8:17
08. Sex Kills 7:26
09. Outcast 7:49
Gesamtspielzeit: 61:40 Min.

Disc 2
01. The Unwanted 8:58
02. Remember 6:58
03. It's All About Money 7:51
04. Everybody Is Trying To Sell You Something 6:55
05. Hotrod (The Atomic Wrestler) 9:02
06. Mercy 2:40
07. People That Have The Power To Shape The Future 11:00
Gesamtspielzeit: 53:24 Min.


Gesamtspielzeit Total: 135:04 Min.

Line Up:

Roine Stolt - Guitars, Vocals, Percussion
Neal Morse - Vocals, Hammond
Hasse Bruniusson - Percussion
Gonzo Geffen - Congas & Percussion
Marcus Lillequist - Drums
Slim Pothead - Keyboards
Victor Woof - Bass

Externe Links:

The Flower Kings
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InsideOut Music
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