Neal Morse - ? (CD/2005)
Progressive Rock, Rock & Pop - InsideOut Music/SPV
Ach Herr MORSE, Sie machen es mir nicht gerade leicht. Mit Ihrem Leben nach Spock’s Beard ist das so eine Sache. Mit „Testimony" konnte ich mich nicht recht anfreunden, „One" hingegen empfand im Gegensatz zu manch anderem Rezensenten als ganz großes Kino. Der Titel Ihres dritten Solo-Albums „?" ist nur allzu passend geworden, stellt sich doch auch mir die allumfassende Frage: „Was, wozu und warum kommt „?" ausgerechnet in dieser verallgemeinernden Form von Musikalität daher?"
Ich fühle mich hin- und hergerissen zwischen dem Genuss der Eingängigkeit (manchmal aber leider auch Banalität) der Musik und dem schmerzlichen Vermissen von unvorhergesehnen Ecken und Kanten wie auf dem Vorgänger. Über den religionspolitischen Inhalt breiten wir besser den Mantel des Schweigens, da der missionarische Eifer scheinbar noch nicht nachgelassen hat und so manchen Fan weiterhin etwas irritieren könnte. Halten wir uns also lieber an die Bewertung der Musik.
Wie immer hat NEAL MORSE wieder den meisterlichen Fellgerber Mike Portnoy (Dream Theater) und Bassist Rand George an Bord. Aus dem illustren Kreis von Gästen hat Morse monatelang ein Geheimnis gemacht und alle auf die Folter gespannt. Mit Bruder Alan Morse, Steve Hackett und Roine Stolt von den Blumenkönigen hat sich der Gute gleich drei ausgezeichnete Gitarristen geangelt, mit Jordan Rudess, einem weiteren Dream Theater-Musiker setzt er dem ganzen noch eine Krone auf. Um die Leistungen der Gäste mehr in den Vordergrund zu stellen sei die Musikalität etwas beschnitten worden, erklärt NEAL MORSE.
"Beschnitten" würde ich das nicht nennen, eher stark vereinfacht bzw. etwas abgeflacht. Jazzrock, swingende Elemente, Bluesrock, Pop, 80er Rock und Pop, Musicalatmosphäre und NATÜRLICH einer fetten Portion Progressive Rock – dem Herrn sei Dank. Auf den ersten Blick scheint es nicht wirklich ein rundes Konzept zu sein, das relativiert sich erst mit mehrmaligem, genauerem Hören, das nun einfach mal Zeit beansprucht.
Anspieltipps: ‚The Temple Of The Living God’ (zu Beginn stark floydesk angehaucht, etwa ab der Mitte Flower Kings-mäßiges Bombast-Keyboard-Gefrickel im positiven Sinne). Absolutes Must-Hear ist ‚In The Fire’ und gleich im Anschluss ‚Solid As The Sun’ mit sich wiederholenden musikalischen Themen.
Das ist wie Spock’s Beard zu den Glanzzeiten von „Snow". Ausgiebiger Frickelbombast gepaart mit ausgesprochen schönen, eingängigen (aber NICHT banalen) Melodien. Und exakt diese beiden superben Longtracks sind es, die mich zusammen mit dem beschwörenden ‚Entrance’ doch wieder versöhnen.
Tracklist:
01. The Temple Of The Living God 6:13
02. Another World 2:37
03. The Outsider 2:21
04. Sweet Elation 2:33
05. In The Fire 7:25
06. Solid As The Sun 6:12
07. The Glory Of The Lord 1:42
08. Outside Looking In 4:20
09. 12 6:46
10. Entrance 6:23
11. Inside His Presence 5:30
12. The Temple Of The Living God (2) 4:26
Gesamtspielzeit: 56:28 Min.
Line Up:
Neal Morse - Vocals, Guitars, Keyboards
Randy George - Bass, Vocals
Mike Portnoy - Drums, Vocals
Gastmusiker:
Steve Hackett - Guitar
Mark Leniger - Sax
Alan Morse - Guitar
Jordan Rudess - Keyboards
Roine Stolt - Guitar
Externe Links:
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