Umphrey's McGee - Anchor Drops (CD/2005)
Progressive Rock, Jam Rock - InsideOut Music/SPV
In den Vereinigten Staaten firmiert also der Sound der schrägen Vögel von UMPHREE’S McGEE aus Chicago unter „Jamrock". Nun ja, in eine echte Schublade lässt sich dieser wilde Stilmix wohl nicht wirklich klemmen. In „Anchor Drops" kommt mindestens ebenso viel Progressive Rock wie Jamrock vor. Trotz des unüberhörbaren Jam-Charakters vieler Songs klingen viele Parts wiederum sehr durchdacht und arrangiert. Je nach mentaler (Tages-)Verfassung öfter keine leichte Kost und daher doch etwas gewöhnungsbedürftig.
Die 1997 gegründete Band um Brendan Bayliss, freundlicherweise nach seinem Cousin benannt, scheint nicht gerade unter mangelndem Selbstbewusstsein zu leiden. Denn wer besitzt schon die Unverfrorenheit, seinen Erstling als „Greatest Hits Vol. 3" zu betiteln und noch dazu mit gefaketen Billboard Charts aufzupeppen? Doch was soll’s. Eins steht ja fest: Mit ihrem mittlerweile fünften Studioalbum, und hiermit ihrer ersten Veröffentlichung in Europa, gehören sie eindeutig in die Oberliga der anspruchsvollen Musik.
An sich sind UMPHREE’S McGEE eine leidenschaftliche, beliebte und recht gute Live-Band, wovon die Zahl von satten 160 Auftritten pro Jahr deutlich kündet. Sie sind übrigens auch der Überzeugung, diese Qualitäten zu hundert Prozent auf diesem Silberling dokumentiert zu haben. Ein Live-Vergleich wäre allein schon deshalb sicher hochinteressant.
Latino, Bluesrock und Elektronik à la Kraftwerk werden mit Psychedelic und jazzigen Rhythmen verquickt, schräge, teils nahezu dissonante Töne und verzwickte Gitarren- und Drum-Arrangements zwingen zum genauen Hinhören, machen aber auch unheimlich Spaß. Kein Song gleicht dem anderen, die Spielfreude und der Spaß am Improvisieren ist deutlich erkennbar. Pluspunkt sind eindeutig die vier Sänger, womit unterschiedliche Wirkungen und Aussagen zustande kommen. An Musik wird wild (und respektlos?) zusammengemixt, was dem Sechser gerade so einfällt und über den Weg, respektive vor die Nase, läuft.
Der Titelsong ‚Anchor Drops’, einer der coolsten Tracks des Silberlings, ist ein lässiger Mix aus Blues und Latin und jammt so richtig schön über die Rille. ‚Bullhead City’ profitiert vom schönen zweistimmigen Gesang mit einer namenlosen Dame, schrammt jedoch nur um Haaresbreite am Nashville-Country-Schmalz vorbei. Unbedingt reinziehen sollte dich der geneigte Hörer jedoch auch das sehr eingängige und leicht verträumte ‚Wife Soup’, das wunderbare Instrumental ‚The Pequod’, das herrlich Kraftwerk-versetzte ‚Robot World’ und die Blues-jazzigen Prog-Frickeleien von ‚JaJunk Pt. I’ und ‚Pt. II’. Wer’s gern aberwitzig und kompliziert mag, ist mit dem Opener ‚Plunger’ und ‚Miss Tinkles Ouverture’ gut bedient.
Tracklist:
01. Plunger 6.02
02. Uncommon 2.51
03. JaJunk Pt. I 3.20
04. 13 Days 4.28
05. JaJunk Pt. II (Instrumental) 3.28
06. Walletsworth 4.36
07. Anchor Drops 4.48
08. In The Kitchen 3.58
09. Bullhead City 4.32
10. Miss Tinkle\'s Overture (Instrumental) 5.32
11. Robot World (Instrumental) 5:00
12. Mulche\'s Odyssey 4:58
13. Wife Soup 7:43
14. The Pequod (Instrumental) 2:55
Gesamtspielzeit 64:11 Min.
Line Up:
Brendan Bayliss - Guitars, Vocals
Jake Cinninger - Guitars, Moog, Synths, Vocals
Joel Cummings - Keyboards, Vocals
Andy Farag - Percussion
Kris Myers - Drums, Vocals
Ryan Stasik - Bass
Externe Links:
Umphrey's Mc GeeUmphrey's Mc Gee@myspacecom
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