Umphrey's McGee - Safety In Numbers (CD/2006)
Jam Rock, Blues, Folk, Jazzrock, Melodic Rock, - InsideOut Music/SPV
Im Großen und Ganzen verzichten Umphree's McGee auf "Safety In Numbers" auf die vertrackten und teilweise verkopften Arrangements des Vorgängeralbums Anchor Drops. Die Reise geht mehr 'Back to the Roots'. Typisch amerikanische Folk-, Bluegrass-, Blues-, Country-Trademarks tauchen in geballter Ladung in die Gehörgänge ein - und kommen auch nicht wieder raus.
Woran liegt es nur, dass mir trotzdem (und wieder einmal) zu Beginn der echte Zugang zu dem Quintett aus Chicago verwehrt bleibt? Weil ich nüchtern bin? Pah - das kann's ja nun aber auch nicht sein. Gute Mucke braucht keine Rau(s)chmittelchen - die funktioniert auch nüchtern - oder doch nicht??
Doch - das tut sie! Seit heute weiß ich das mal wieder ganz sicher. Wisst ihr was schuld war? Haha, schuld war das Wetter. Heute schien endlich mal die Sonne, heiß und verschwenderisch gleißend. Was für eine Wohltat! Und plötzlich funktioniert auch "Safety In Numbers". Die Welt war plötzlich weit, hell, warm freundlich, die lange Autofahrt nur halb so weit, die Leute viel besser gelaunt - und ich selbst auch.
Die Ballade "Rocker" funktioniert nach der eher verhaltenen Einleitung mit "Believe The Lie" prächtig in diesem Gitarrenmix. Schrammt mit dem Einsatz der Steelguitar grad mal noch haarscharf an der typischen Countrynummer vorbei, während der Gesang immer wieder mal an Simon & Garfunkel erinnert.
"Liquid" - ein 70er-Jahre Popsong, mit Tangofeeling per Keyboard, der kurz vor dem totalen Kitsch grad noch die Kurve kratzt und mit einem wilden Stakkato aus Gitarren, Getöse und Volksfeststimmung ein paar Schmankerl für die Anhänger der progressiveren Ecken parat hält. Nett und eingängig, aber nicht überaus ohrwurmverdächtig klingen "Words" und "Nemo". Doch richtig bergauf geht es eigentlich erst ab dem sechsten Stück.
Die goldene Mitte von "Safety In Numbers" und mein ganz persönlicher Favorit ist "Women Wine And Song". Dieser locker-flockige Gute-Laune-Song mit mehrstimmigem Gesang und Gitarrengeklimper verbreitet wohlige Wärme und sorgt für leichte Beine. Der Teil in mir, der weder Progger noch Metalhead ist, fühlt sich in dieser entspannten Bluesrock-Atmosphäre am Allerwohlsten.
Was hat "Intentions Clear" mit "Lay Down Sally" zu tun? Eigentlich nicht viel - außer der Einleitung, die sehr identisch klingt. Ansonsten ist das ein typischer Jam-Song. Piano, Saxophon, Gitarren klingen songdienlich arrangiert, jammen aber in den Soloparts sehr schön durch den vorhandenen Raum.
Das instrumentale "End Of The Road" verbreitet mit seinen verspielten Gitarrenarrangements eine angenehme folkige Atmosphäre, irgendwo zwischen Country und Liedermachern.
"Ocean Billy" ist der bei weitem rockigste Song auf dem sechsten Longplayer der Jamrocker und von der etwas komplexeren Songstruktur der Song, der dem Vorgänger "Anchor Drops" am ähnlichsten zu sein scheint. Es heißt ja übrigens, sie hätten sich ihre progressiveren Songs für die Konzerte aufgespart und auf dem aktuellen Silberling wolle das Quintett mehr ihre Songwriter-Rolle betonen. Nun ja, das haben sie doch schon recht gut hingekriegt.
Aber wie muss diese Mucke erst live abgehen? Fünf Konzerte spielen die Amis in 'good old Europe', eins davon in Germany - und ich kann nicht dabei sein. Schade!
Das Coverartwork stammt übrigens von Storm Thorgerson, der auch schon diverse Pink Floyd-Alben mit seinen geheimnisvollen und fantasieanregenden 'Aussichten' verziert hat. Und so manche musikalische Ähnlichkeit und Anlehnung mag sich vielleicht dadurch erklären, dass Huey Lewis und Joshua Redman hier fleißig als Gastmusiker mitgewirkt haben.
Tracklist:
01. Believe the Lie 6:57
02. Rocker 5:29
03. Liquid 3:32
04. Words 7:08
05. Nemo 4:25
06. Women Wine and Song 3:53
07. Intentions Clear 5:51
08. End of the Road 3:16
09. Passing 4:16
10. Ocean Billy 6:37
11. The Weight Around 3:33
Gesamtlaufzeit 54:57 Min.
Line Up:
Brendan Bayliss - Gitarre, Gesang
Jake Cinninger - Gitarre, Moog, Synthesizer, Gesang
Joel Cummings - Keyboards, Gesang
Andy Farag - Percussion
Kris Myers - Schlagzeug, Gesang
Ryan Stasik - Bass
Gastmusiker:
Huey Lewis - Mundharmonika
Joshua Redman - Saxophon
Externe Links:
Umphrey's McGeeUmphrey's McGee@myspace.com
InsideOut Music
SPV