Burg Herzberg-Festival - Breitenbach - 19. - 22.07.2007
Aus "Burg Herzberg" wird "Little Woodstock"
Music against rain - Hippies trotzen RegenmassenÄhnlich vieler Open-Air-Festivals erging es diesmal auch den Veranstaltern vom Europas größtem „Traditional Hippie Convent" in Burg Herzberg bei Fulda. Wo die Hippies vergangenes Jahre bei Temperaturen nahe vierzig Grad gegrillt wurden zählten heuer Ostfriesennerz und Gummistiefel zu den unverzichtbarsten Utensilien. Vor allem die Ausläufer des schweren Unwetters am Freitag Samstag stellten nicht nur die Besucher, sondern auch die Organisatoren auf eine harte Probe, wurden doch alle Flüge von der britischen Insel gecancelt und mehrere Bands saßen auf dem Londoner Flughafen fest. Am Ende waren sie glücklicherweise doch alle da und die „Never-Ending-Party" ging wieder in die Vollen.
Die Eröffnung durch die Session-Band ist mittlerweile eine beliebte Attraktion geworden. Ansonsten stand der Donnerstag Abend mit Brant Bjork und Quantum Fantay im Zeichen des Stonerrock, das von den schwedischen Melancholie-Proggern Paatos noch verstärkt wurde.
Am Freitag war mit Weisswurschtis erst mal Gute-Laune-Reggae-Party angesagt. Unmittelbar darauf folgt der obligatorische heftige Gewitterguss und jeder versucht Zelte und Pavillons zu sichern. Hans Söllner und seine Bayaman Sissdem setzten bei inzwischen wieder strahlendem Himmel den etwas kritischeren Gegenpart: Sonnenuntergang und Politik. Kritisch ist er immer noch, aber nicht mehr ganz so radikal wie früher. Mit Van der Graaf Generator enterte das freitägliche Highlight die Bühne. Peter Hamills eigenwillige Stimme schraubt sich eindringlich ins Ohr. Der Verlust von Saxofonist David Jackson wird mit Keyboard und Piano erstaunlich gut kompensiert und Songs wie „Man-Erg" begeistern die Fans nach wie vor.
Zweiter Höhepunkt auf der Hauptbühne: Pavlov’s Dog aus St. Louis. Kraft- und gefühlvoller Rock aus den Südstaaten. Das Oktett begeistert mit einer guten Show. Falsettstimme, Piano, Violine – die musikalischen Möglichkeiten werden gut ausgeschöpft. „Chef" David Surkamp gibt alles – und noch mehr. Die Masse tobt. Ähnliches Szenen spielen sich nahezu zeitgleich auf der Freakstage ab. Electric Orange „zelebrieren" ihren elektronischen Krautrock mit einer Intensität und Professionalität, die den Stars auf der Hauptbühne ebenbürtig ist. Einzig Man hatte es böse erwischt. Ausser Bassist Martin Ace hatte es keiner aufs Festland geschafft und so "musste" er spätnachts mit seiner zweiten Band Omigosh auf die Bühne.
Der Samstag begann trocken – mit Sahara. Die Kraut-Prog-Rocker aus München überzeugten in Originalbesetzung mit ihren Originalsongs an Originalinstrumenten wie Hammond-Orgel und Mini-Moog. Ein echtes Schmankerl für Nostalgiker, aber auch für die Gegnwart. Edgar Broughton packte ein ganz klein wenig den Politrocker aus dem Koffer, unterhielt seine Fans aber auch mit netten Anekdoten und Hits wie „Hotel Room" und „Out, Demons, Out!" mit dem er den Regen von der Festivalspiele spielte. Genau wie er versprochen hatte. Colosseum und Uriah Heep hatten übel mit dem wieder einsetzenden Platzregen zu kämpfen, nahmen es aber mit Humor. Eine hinreissende „Valentyne Suite" und der groovige „Tommors Blues" entschädigte die Closseum-Anhänger für alles. „Gypsy", „Easy Livin’" und „Lady In Black" bewirkten selbiges bei den Heep-Anhängern, die geduldig zwei Stunden ausgeharrt hatten. Auch Riverside mussten zunächst vor dem Wetter kapitulieren, zauberten dann aber als „Rain-Gods", die dem Wetter die Stirn boten eine perfekte Show auf die Bretter und die Fans verließen, zwar nass bis auf die Haut, aber glücklich die Festivalwiese.
Zum Abschluss gab es am Sonntag bei Sonnenschein und Trockenheit eine gelungene und überzeugende Neuauflage der Mittelalter-Krautocker Ougenweide. Den Abschluss des Festivals übernahmen die Hamburg Blues Allstars auf der Hauptbühne und das „Kollektiv" der Jazz-Weltmusik-Krautrocker Embryo auf der kleinen Bühne. Trotz der gewaltigen Wetterkapriolen und der daraus resultierenden nicht unerheblichen Zeitverschiebungen im Spielplan waren sich am Ende alle einig ein wundervolles, friedliches und fröhliches Festival erlebt zu haben. Freude, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft sind auf dem Herzberg ein einzigartiges Markenzeichen. Dien Planungen für 2008 sind bereits in vollem Gange. „See ya in the land of milk an honey!"